Strukturen zur Bedarfsdeckung hauswirtschaftlicher Dienstleistungen – Erkenntnisse aus Modellprojekten in Bayern

Die Gesellschaft braucht dringend hauswirtschaftliche Dienstleistungen. Aber Finanzierung und Personalgewinnung stellen Anbieterinnen und Anbieter vor große Herausforderungen. Das ist ein wichtiges Ergebnis der Studie "Strukturen zur Bedarfsdeckung hauswirtschaftlicher Dienstleistungen – Erkenntnisse aus Modellprojekten in Bayern" des Instituts für empirische Sozialforschung der Universität Erlangen-Nürnberg.

Aktualisiert am: 17.11.2023
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Fachkraft reinigt Fenster und unterhält sich mit Seniorin.

Ausgangssituation

Die Berufstätigkeit beider Elternteile, die Betreuung der Kinder und pflegebedürftiger Angehöriger sowie die Anforderungen durch die Haushaltsführung belasten Familien und bringen sie finanziell, zeitlich und emotional an ihre Grenzen. Ein verbessertes Angebot und erleichterte Nutzungsvoraussetzungen für hauswirtschaftliche Dienstleistungen sollen helfen. Politik und Anbietende hauswirtschaftlicher Dienstleistungen entwickeln seit mehreren Jahren Konzepte, um Versorgungsengpässe zu beseitigen und ein flächendeckendes, qualitativ hochwertiges Angebot zu schaffen. Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten förderte beispielsweise die hauswirtschaftlichen Dienstleistungszentren des Markts Erkheim und des Markts Weidenbach.

Methode der Studie

Die vorliegende Studie des Instituts für empirische Sozialforschung an der Universität Erlangen-Nürnberg (IfeS) erfasst die Situation und die Erfahrungen aus der gesamten Projektlaufzeit (2017 bis 2019). Interviews mit Experten und Expertinnen sowie den Leiterinnen und anderen Vertreterinnen der Modellkommunen Markt Erkheim und Markt Weidenbach sowie der überkommunalen Arbeitsgemeinschaft Obere Vils-Ehenbach (AOVE) bilden dafür die Basis. Aus diesen Erkenntnissen leiten die Forschenden Handlungsempfehlungen für die staatliche Ebene, die kommunale Ebene sowie die Anbieterinnen und Anbieter ab.

Zentrale Ergebnisse:
  • In den Modellkommunen und der AOVE besteht eine bisher nicht abgedeckte Nachfrage nach hauswirtschaftlichen Dienstleistungen. Am häufigsten werden dabei Reinigungsarbeiten nachgefragt. Die befragten Anbieterinnen und Anbieter können die derzeitige Nachfrage nicht mit dem verfügbaren Personal bedienen. Es zeigen sich große Probleme bei der Personalfindung und -bindung.
  • Viele der potenziellen Bewerberinnen und Bewerber verfügen nicht über die notwendigen Qualifikationen. Teilweise haben sie wenig Interesse an einer Tätigkeit, die hauptsächlich aus Reinigungsarbeiten besteht. Das Erbringen dieser Leistungen stufen Beschäftigte als wenig attraktiv ein. Sie wünschen sich ein abwechslungsreicheres Tätigkeitsspektrum.
  • Um die geringe Qualifikation der Beschäftigten auszugleichen, arbeiten die Modellkommunen und der AOVE mit Qualitätsmanagement-Handbüchern und Fortbildungsangeboten. Diese Form der Qualitätssicherung scheint gut zu funktionieren, da die Kundenzufriedenheit bei allen Befragten sehr hoch ist.
  • Viele potenzielle Arbeitskräfte ziehen die Schwarzarbeit einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung vor. Hier können sie kurzfristig höhere Nettolöhne erzielen. Die Vorteile sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungen sind vielen Personen nicht bewusst oder haben für sie keine Bedeutung.
  • Die Kostendeckung gestaltet sich in beiden Modellkommunen und der AOVE schwierig. Bisher sind nur wenige Haushalte bereit, kostendeckende Stundensätze zu zahlen. Haushalte, in denen die Pflegekasse einen Teil der Kosten erstattet, fragen die Dienstleistung verstärkt nach. Aber auch der hier abzurechnende maximale Stundensatz für hauswirtschaftliche Dienstleistungen in Höhe von 24,96 €  ist nicht kostendeckend. Ohne weitere finanzielle Unterstützung werden die Modellkommunen Markt Erkheim und Markt Weidenbach ihr Angebot nicht oder nur in reduzierter Form aufrechterhalten können.

Fazit

Für Anbieterinnen und Anbieter kann ein gutes Qualitätsmanagement sowie eine Kombination hauswirtschaftlicher Dienstleistungen mit dem Angebot Alltagsbegleitung dazu beitragen, existenzsichernd zu wirtschaften. Um Familien sowie unterstützungs- und pflegebedürftige Personen zu entlasten, ist ein qualitativ hochwertiges und flächendeckendes Angebot an hauswirtschaftlichen Dienstleistungen notwendig. Dafür sollte der Staat günstige Rahmenbedingungen schaffen, zum Beispiel durch finanzielle Unterstützung, Modellprojekte und Image-Kampagnen.

Das Kompetenzzentrum Hauswirtschaft (KoHW) gab die Studie des Instituts für empirische Sozialforschung der Universität Erlangen-Nürnberg in Auftrag. Sie können die Studie als Druckfassung (66 Seiten) per E-Mail anfordern.

poststelle@kohw.bayern.de