Wie reinige ich nachhaltig?

Worauf muss ich achten, um der Umwelt bei der Reinigung so wenig wie möglich zu schaden? Und sind hausgemachte Reinigungsmittel nachhaltiger als herkömmliche? Das Kompetenzzentrum Hauswirtschaft (KoHW) erklärt, wie Sie in Ihrem Haushalt nachhaltig reinigen.

Aktualisiert am: 02.04.2024
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Verschiedene nachhaltige Mehrweg-Reinigungsmittel in einem Karton

Was bedeutet "nachhaltig"?

"Nachhaltigkeit“ ist kein geschützter Begriff. Jeder Mensch verbindet damit andere Dinge. Das wird auch bei der Reinigung sichtbar. Bei Internet-Recherchen zur nachhaltigen Reinigung zeigen sich unterschiedliche Schwerpunkte.

Mit dem Begriff verbindet man z. B.:
  • Reinigen ohne Chemie, z. B. mit Hausmitteln
  • Reinigen mit biologisch abbaubaren Inhaltstoffen, z. B. mit Efeu
  • Reinigen mit nachhaltigen Angebotsformen, z. B. Pulver oder Tabs
  • Reinigen mit einer Auswahl von Produkten, die ohne oder mit wenig Verpackung auskommen bzw. deren Verpackung aus recycelten Materialien besteht.

Das Kompetenzzentrum Hauswirtschaft (KoHW) blickt beim nachhaltigen Reinigen nicht nur auf die Reinigungsmittel, sondern betrachtet den gesamten Prozess.

Das heißt ...
  • Schmutz
  • auf vorhandenem Material
  • wird mit einem geeigneten Mittel und Utensil
  • gesundheitsschonend entfernt.

Ein Blick auf den Schmutz

Spinnwebe zwischen Holzbank und Fußboden

Schmutz ist nicht gleich Schmutz. Es gibt z. B. losen oder klebrigen/haftenden Schmutz. Für losen Schmutz, wie Staub oder Spinnweben, kann man eine Reinigungsmethode ohne Chemie wählen. Hier reicht es, zu saugen oder eine Fläche mit einem feuchten Tuch abzuwischen.

Glas mit Saftresten und Saftflecken auf Tisch

Haftenden Schmutz unterteilt man – je nach Löslichkeit – in wasserlöslichen und fettlöslichen Schmutz. Bei wasserlöslichem Schmutz, wie z. B. eingetrockneten Saftflecken, reicht es, mit einem feuchten Tuch über die Verschmutzung zu wischen. Fettflecken wie Fingerabdrücke oder eiweißhaltige Flecken, wie z. B. eingebrannte Milch, muss man mit einem Reinigungsmittel entfernen.

Ein Blick auf das Material

Reinigungsmittel wirken als Säure oder als Base. Das Mittel muss zum Material passen. Nicht jedes Material verträgt eine Behandlung mit diesen Substanzen. Achtet man beim nachhaltigen Reinigen nur auf bestimmte Substanzen, kann es passieren, dass das Material geschädigt wird und Möbel oder Böden schneller ausgetauscht werden müssen. Ein erforderlicher Neukauf ist nicht nachhaltig.

Die folgende Tabelle zeigt einen Überblick über passenden Kombinationen von Reinigungsmittel und Material:
Glas
Keramik
Edelstahl
Holz mit Öl oder Wachsschicht
Lackiertes oder furniertes Holz
Hinweis
Zu viele Tenside führen zu Schlieren-bildung 
Bei Hochglanzflächen lieber Baumwolltuch benutzen.
Essig kann an Armaturen zu Grünspan führen.
Zu viel Feuchtigkeit lässt das Holz quellen.
Reinigungsmittel tragen die Schutzschicht ab.
Lack schützt Holz vor Nässe.
Reinigungs-
Mittel
Glasreiniger 
Allzweckreiniger oder Zitronensäure bei starken Verschmutzungen 
Allzweckreiniger oder Zitronensäure bei starken Verschmutzungen
nicht notwendig; wenig Wasser 
Allzweckreiniger
Reinigungs-Utensil
Mikrofaser- oder Baumwolltuch
Mikrofasertuch
Mikrofasertuch
Baumwolltuch
Mikrofasertuch

Ein Blick auf die Mittel

Zwei schwimmende Schnatterenten auf einem Gewässer. H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de
Nachhaltiges Reinigen bedeutet:

Die Reinigungsmittel ermöglichen eine hygienische Reinigung und belasten dabei die Gesundheit und die Umwelt so wenig wie möglich. Auch der sparsame Einsatz von Reinigungsmitteln und Wasser ist wichtig.

Wie wirken Inhaltsstoffe in Reinigungsmitteln auf die Umwelt?

Fließendes Wasser in einem Bach

Reinigungsmittel bestehen aus vielen chemischen Substanzen, z. B. Tensiden, Citraten, Farb- und Duftstoffen. Gelangen Tenside ungefiltert ins Gewässer, setzen sie dort die Oberflächenspannung herab. Das hat einen negativen Einfluss auf Kleinstlebewesen und auf die Pflanzenwelt. In Deutschland gelangt Abwasser jedoch zunächst in Kläranlagen. Diese müssen die Tenside innerhalb von 28 Tagen abbauen.

Der erste Abbauschritt erfolgt nach wenigen Stunden. Er sorgt dafür, dass Tenside keinen Einfluss mehr auf die Oberflächenspannung des Wassers haben. Im weiteren Verlauf des Prozesses sollten keine Abbauprodukte entstehen, die sich in der Umwelt anhäufen und sich negativ auf Lebewesen auswirken.

Im Reinigungsmittel befinden sich aber auch Substanzen, die Kläranlagen nur schwer oder gar nicht abbauen können. Diese greifen in das Ökosystem Wasser ein. Das sind z. B. Duftstoffe, vor allem Limonene, sowie Konservierungsstoffe. Einige dieser Substanzen lösen Allergien aus. Umstritten ist auch die Verwendung von Erd- oder Palmöl zur Herstellung der Tenside. Mit Erdöl kommt ein begrenzter Rohstoff zum Einsatz, mit Palmöl eine Pflanze, deren Anbau die Regenwälder verdrängt.

Tenside sind im Reinigungsvorgang notwendig, um Schmutz, insbesondere fetthaltige Verschmutzungen, von der Fläche zu lösen und, um das Reinigungstuch sauber zu halten. Sie tragen dazu bei, dass der vom Tuch aufgenommene Schmutz wieder gut ausgespült wird. Beim Einsatz schlecht ausgespülter Mikrofasertücher können die Schmutzreste im Tuch Kratzer auf der Oberfläche verursachen. Fehlende Tenside können sich also negativ auf das Material im Haushalt auswirken.

Richtige Dosierung

Dosierlöffel vor einem blauen Hintergrund

Das Umweltbundesamt weist auf seiner Webseite darauf hin, dass sowohl die biologische Abbaubarkeit als auch die eingesetzte Menge des Produkts entscheidend für die Abwasserbelastung sind. Produkte im Handel weisen einen Dosierhinweis auf, den Sie beim Reinigen beachten sollten. Kaufen Sie Produkte, die mit einer Dosierhilfe, z. B. in der Verschlusskappe oder über ein Dosiersystem, angeboten werden.

Reinigungsmittel selbst herstellen?

Person mischt eigenes Reinigungsmittel mit Zitronensäure an

Auch selbst hergestellte Mittel bestehen aus chemischen Substanzen wie Kernseife, Gallseife, Zitronen- oder Essigsäure, die die Umwelt belasten können. Eine falsche Anwendung schadet der Gesundheit des Menschen und dem Material. Die richtige Dosierung selbst hergestellter Mittel ist außerdem oft unklar. Das Mischen saurer und alkalischer Substanzen ist zudem gefährlich: Zum einen kann die falsche Mischung zu einer starken chemischen Reaktion mit gesundheitlichen Folgen führen. Zum anderen können sich alkalische und saure Inhaltsstoffe gegenseitig neutralisieren. Das Reinigungsmittel ist dann unbrauchbar.

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Reinigen mit probiotischen Reinigungsmitteln

Reinigungsmittel mit Werbeclaims und Umweltsiegeln

Verschiedene Siegel mit Reinigungsmittel im Hintergrund

Siegel wie der Blaue Engel, Ecocert oder Euroblume stehen für Nachhaltigkeit (z. B. Verwendung von Tensiden aus vor allem in Europa nachwachsenden Rohstoffen wie Sonnenblumen, Raps, Oliven). Es handelt sich um staatlich geprüfte Umweltsiegel, die konkreten Prüfkriterien unterliegen.

Viele Produkte nutzen inzwischen auch eigene Siegel und Werbeclaims zur Klima- bzw. Umweltneutralität oder CO2-Reduktion. Dabei kommen Versprechen zum Einsatz, die nicht eindeutig in Studien belegt sind. Viele Produkte erzielen ihre Neutralität durch Kompensationszahlungen. Um dies für den Verbraucher transparent zu machen, plant die EU Änderungen in der Produktkennzeichnung.

Reinigungsprozesse nachhaltig gestalten (Schwerpunkt Reinigungsmittel)

Reinigungsmittel auf Basis von Zahn- und Körperpflegeprodukten

Einige Medienberichte empfehlen Produkte der Körperpflege als natürliche Reinigungsmittel. Das KoHW hat die Eignung der Produkte für Sie ausgewertet.

Haarshampoo soll vor allem schmutzige Spülbecken einfach und schnell reinigen.

Einschätzung des KoHW:
  • Shampoos enthalten Tenside, die den Schmutz lösen.
  • Shampoos haben einen pH-Wert zwischen 5,5 und 7, d. h. sie liegen im leicht sauren Bereich. Säuren tragen dazu bei, dass sich Kalkablagerungen gut lösen.
  • Shampoos enthalten Duft- und Pflegestoffe. Sie sorgen dafür, dass die Kopfhaut nicht austrocknet oder die Haare einen schönen Glanz bekommen. Diese Substanzen sind für die Oberflächenreinigung aber überflüssig und gelangen daher ungenutzt ins Abwasser.
Fazit:

Das Spülbecken mit Haarshampoo zu reinigen, ist möglich. Aber Allzweckreiniger und Handspülmittel enthalten deutlich weniger Inhaltsstoffe. Dadurch gelangt weniger Reinigungs-Chemie in die Kläranlagen. Spülmittel ist außerdem preiswerter als Shampoo. Gegen Kalkverschmutzungen hilft auch eine Zitronensäurelösung.

Im Internet finden sich einige Tipps, die auf die Verwendung von Zahnpasta oder Gebissreiniger zur Reinigung spezieller Oberflächen oder Materialien abzielen. Diese Produkte sind nicht für die Reinigung, sondern zur Körper- bzw. Zahnpflege entwickelt.

Die Inhaltsstoffe der Zahnpasta bestehen aus Fluor, Zink, Abrasivstoffen, Schaumbildnern. Die Inhaltstoffe von Gebissreiniger sind deutlich komplexer und für den Laien nicht verständlich. Hinter den chemischen Bezeichnungen finden sich z. B. Tenside, Konservierungsmittel, Emulgatoren, Zitronen- oder Apfelsäure, also durchaus Substanzen mit reinigender Wirkung.

Unsere Einschätzung:
  • Beide Produkte sind teurer als ein Reinigungsmittel.
  • Beide Produkte arbeiten mit für den Laien nicht nachvollziehbaren Reinigungssubstanzen.
  • Eine Reinigungswirkung kann bei Zahnpasta durch die oxidierende Wirkung von Fluor und durch die Abrasivstoffe erwartet werden.
  • Eine Reinigungswirkung bei Gebissreinigern kann aufgrund der enthaltenen Säuren und Tenside erwartet werden.
  • Beide Produkten sind nicht als Reinigungsmittel für Oberflächen im Haushalt entwickelt.
Fazit:

Beide Produkte sollten nicht für Reinigungsarbeiten im Haushalt zum Einsatz kommen. Es handelt sich nicht um umweltfreundliche, natürliche Reinigungsalternativen.

Angebotsformen

Hersteller bewerben Reinigungsmittel in Form von Tabs als umweltfreundlich. Die Inhaltsstoffe von Tabs und konventionellen Reinigungsmitteln sind identisch. Es handelt sich um Tenside, Zitronensäure, Farb- und Duftstoffe sowie um Backpulver (bei Tabs), damit sich die Tablette auflöst. Tabs liegen hochkonzentriert vor.

Im Blick auf den Transport führen Tabs und Pulver zu einer geringeren Umweltbelastung. Das bestätigt auch Prof. Dr. Thomas Schupp von der Fachhochschule Münster in einem Interview.

Benjamin Eilts von der Hochschule Albstadt-Sigmaringen gibt zu bedenken, dass das Konzentrieren der Reinigungsmittel in einen auflösbaren Tab viel Energie benötigt und somit viel CO2 erzeugt.

Ein Blick auf die Utensilien

Eimer mit verschiedenen Bürsten und Reinigungstüchern

Nachhaltiges Reinigen hat auch etwas mit den Reinigungsutensilien zu tun. Der Einsatz eines Mikrofasertuchs bietet zum Beispiel viele Vorteile: Es kann aufgrund seiner hohen Oberfläche viel Schmutz aufnehmen und kommt auch ohne bzw. mit wenig Reinigungsmitteln aus. Zusätzlich sind Mikrofasertücher waschbar und dadurch wieder verwendbar.

Lediglich bei geöltem Holz und Hochglanz-Oberflächen empfiehlt es sich, auf ein Baumwolltuch umzusteigen, da die feinen Kunststoff-Fasern dem geölten Holz das Öl entziehen und bei Hochglanz-Oberflächen zu feinen Kratzern führen können.

Bei der Auswahl eines Reinigungsutensils können Ihnen folgende Fragen helfen:
  • Sind die Produkte mehrfach verwendbar?
  • Sind sie waschbar?

Wie Sie Staub loswerden, können Sie hier nachlesen:

Staub – Wie werde ich ihn los?

Ein Blick auf die Gesundheit

Nachhaltigkeit heißt auch: Vorsicht mit der eigenen Gesundheit!
  • Vermeiden Sie Sprühflaschen! Diese können durch die feinen Aerosole zu Atemproblemen und Lungenschäden führen.
  • Ziehen Sie vor der Reinigung Handschuhe an! Säure oder Soda greifen die Haut an.
  • Lösen Sie Reinigungsmittel in kaltem Wasser auf! Mischen mit heißem Wasser lässt Dämpfe entstehen, die die Atemwege negativ beeinflussen.
  • Mischen Sie niemals verschiedene Reinigungsmittel miteinander. Auch dabei können giftige Dämpfe frei werden.

Unsere Reinigungstipps

Vermeiden Sie Schmutz, bevor er anfällt:

Verwenden Sie Untersetzer, Schmutzfangmatten oder ziehen Sie im Eingangsbereich Ihre Schuhe vor dem Betreten der Räume aus.

Entfernen Sie Schmutzflecken, bevor sie sich festsetzen:

Überlegen Sie dabei auch: Ist eine trockene Reinigung möglich, z. B. in Form von Staub wischen, kehren oder trocken wischen?

Wählen Sie das richtige Reinigungsmittel aus und entfernen Sie ...
  • Fettflecken mit Spülmittel, Allzweckreiniger oder Gallseife.
  • Kalkflecken mit Säuren, z. B. Essig- oder Zitronensäure.
  • Eiweiß mit Soda.
  • Zucker mit Wasser.
Mit folgenden Mitteln kommt Ihr Haushalt aus:
  • Allzweckreiniger
  • WC-Reiniger
  • Glasreiniger
  • Zitronensäure
Dosieren Sie Ihr Reinigungsmittel richtig:

Beachten Sie die Dosieranweise auf dem Produkt (Rückseite).

Achten Sie auf Siegel:

Siegel wie der Blaue Engel, Ecocert oder Euroblume stehen für Nachhaltigkeit (z. B. Verwendung von Tensiden aus vor allem in Europa nachwachsenden Rohstoffen wie Sonnenblumen, Raps, Oliven)