Von der Eiszeit bis heute - Die Entstehung der Nachhaltigkeit

Die Geschichte von Mensch und Wald in Bayern geht weit zurück. In der Jungsteinzeit begannen die ersten Rodungen des Waldes, der bis dahin ganz Bayern bedeckte. Nach massiven Rodungen im Mittelalter traten vor etwa 400 Jahren die ersten Regeln für die Waldwirtschaft in Kraft. Heutzutage gewährleist das Waldgesetz in Bayern eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder.

Aktualisiert am: 18.09.2020
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Buchenwald mit Buchennaturverjüngung

Geschichte des Waldes

Nach der letzten Eiszeit vor circa 12.000 Jahren war Bayern zunächst eine unbewaldete Tundrenlandschaft. Erst mit der Klimaerwärmung siedelten sich wieder Bäume und Sträucher an. Die Kiefer und die Birke waren die ersten Waldbäume. Nach und nach folgten unsere heutigen Laub- und Nadelbäume. Sie bedeckten Bayern so gut wie vollständig mit Wald. Im Flachland entwickelten sich überwiegend Buchen- und Buchenmischwälder, in den höheren Gebirgs- und Mittelgebirgslagen Fichtenwälder.

Wald und Mensch

Der Wald war für den Menschen lange Zeit ein Hindernis. Jungsteinzeitliche Bauern begannen als erste auf den besten Böden Wälder zu roden. Dennoch fanden die Römer Jahrtausende später um Christi Geburt in Bayern immer noch große, unbesiedelte Waldgebiete vor. Im Mittelalter wurde der Wald in mehreren Rodungsperioden zugunsten landwirtschaftlicher Flächen massiv zurückgedrängt. Um 1350 n. Chr. war schließlich nur noch rund ein Drittel Bayerns mit Wald bedeckt und das heutige Landschaftsbild war in seinen Grundzügen entstanden. Die verbliebenen Wälder wurden zunehmend durch große Kahlschläge, Streunutzung und Köhlerei ausgebeutet. Zusätzlich verhinderten die Beweidung der Wälder durch Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine und zum Teil sehr hohe Wildstände eine natürliche Waldverjüngung. Durch diesen jahrhundertelangen Raubbau waren die Wälder um 1600 stark verlichtet und mit vielen baumfreien Flächen (= Kahlflächen) durchsetzt.

Wald und Forstwirtschaft

Vor etwa 400 Jahren begannen an vielen Orten die Fürsten und ihre Förster Regeln für die Waldwirtschaft aufzustellen (z. B. Bayerische Forstordnung von 1568), um die drohende Holzverknappung abzuwenden. Der dreißigjährige Krieg und große Seuchen, z. B. die Pest, verzögerten jedoch die Einführung einer regelmäßigen Forstwirtschaft immer wieder.

Fichtenwald mit Buchen-Naturverjüngung (© Jan Böhm) Jan Böhm
© Jan Böhm

Die Geburtsstunde der Nachhaltigkeit

Der Begriff Nachhaltigkeit ist heute in aller Munde und wird auf vielfältige Weise verwendet. Den Ursprung hat der Begriff dabei in der Forstwirtschaft: Hannß Carl von Carlowitz beobachtete als kurfürstlich-sächsischer Kammer- und Bergrat sowie Oberberghauptmann des Erzgebirges, wie die Wälder im Erzgebirge durch den Bergbau ausgebeutet und verwüstet wurden. Holz wurde damals in den Bergwerken in großen Mengen benötigt, um die Schächte und Gänge abzustützen. Auch die Schmelze von Eisenerz bedurfte großer Holzmengen. Diesen enormen Holzbedarf konnten die umliegenden Wälder jedoch nicht decken. Von Carlowitz verfasste 1713 seine "Silvicultura oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht". Darin schreibt er: "Wird derhalben die größte Kunst/Wissenschaft/Fleiß und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen / wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es eine unentberliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse (im Sinne von Wesen, Dasein, d. Verf.) nicht bleiben mag." (S. 105–106 in der "Sylvicultura Oeconomica"). Mit diesem Satz gilt Hannß Carl von Carlowitz heute als Begründer der Nachhaltigkeit.

Vom Ödland zum nachhaltigen Wald

Die völlig ausgeplünderten Wälder und Ödländer wurden überwiegend mit den gegen Frost, Trockenheit und Wildverbiss weniger empfindlichen Nadelbäumen Fichte und Kiefer aufgeforstet. Häufig wiederkehrende katastrophale Schäden durch Sturm, Nassschnee oder Insektenbefall führten jedoch immer wieder zu Rückschlägen und neuen Kahlflächen in diesen Wäldern. Bereits vor 200 Jahren begannen Förster und Waldbesitzer auch Laubbäume in diese ausgeplünderten Waldbestände einzubringen. Üppiger Unkrautwuchs, starker Wildverbiss und Frühjahrsfröste verhinderten aber an vielen Orten das Aufwachsen der gepflanzten und gesäten Laubbäume. Heute schaffen die Förster und Waldbesitzer konsequent stabile und dem jeweiligen Standort angepasste Mischbestände aus Laub- und Nadelbaumarten. In diesen Mischwäldern finden nicht nur viele Pflanzen und Tiere einen Lebensraum, hier wird auch der ökologisch wertvolle Rohstoff Holz auf umweltfreundliche, naturnahe Art erzeugt. Die Bewirtschaftung der Wälder nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit wird in Bayern heute durch das Waldgesetz für Bayern gewährleistet und ist damit eine Selbstverständlichkeit.

Die integrative Forstwirtschaft

Die Forstwirtschaft in Bayern verfolgt den "Bayerischen Weg" einer integrativen Waldbewirtschaftung. Leitmotiv ist dabei: "Schützen und Nutzen auf möglichst gesamter Fläche" Mit diesem Ansatz berücksichtigen wir ausgewogen und jeweils örtlich angepasst die vielfältigen Leistungen unserer Wälder. Neben ökologischen und ökonomischen Aspekten finden die zahlreichen sozialen Leistungen, wie die Bereitstellung von Arbeitsplätzen oder von attraktiven Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten, Eingang in die multifunktionale Bewirtschaftung.