Waschmittel aus nachwachsenden Rohstoffen

Waschmittel selbst herzustellen, um die Umwelt zu schützen, liegt im Trend. Das Kompetenzzentrum Hauswirtschaft (KoHW) hat sich mit diesem Thema befasst und beschreibt, welche Pflanzen sich eignen, worauf die Waschwirkung beruht und wie diese "nachwachsenden" Mittel zu bewerten sind.

Aktualisiert am: 14.02.2023
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Hand hält Kastanien in die Kamera KoHW

Pflanzen mit dem Inhaltsstoff Saponin eignen sich zur Herstellung von natürlichen Waschmitteln. In Deutschland kommen dafür Kastanien, Efeublätter oder Seifenkraut in Frage. Auf dem Markt erhältlich sind zudem indische Waschnüsse.

Was sind Saponine?

Saponine sind natürlich vorkommende, pflanzliche Tenside. Sie setzen die Oberflächenspannung von Flüssigkeiten herab. So können Textilfasern vollständig mit Wasser benetzt werden. Beim Schütteln mit Wasser entsteht ein seifenartiger, stabiler Schaum. Die Fett- und Schmutzpartikel lassen sich leicht lösen und auswaschen. Saponine bezeichnet man auch als waschaktive Substanz. Allergische Reaktionen sind nicht bekannt.

Pflanzen mit hohem Saponingehalt

  • Efeu: Die Blätter der Pflanze können das ganze Jahr geerntet und zu Waschmittel verarbeitet werden. Vorsicht: Die Beeren des Efeus sind giftig. 
  • Rosskastanie: Die Kastanien stehen nur für einen kurzen Zeitraum zur Verfügung. Daher ist eine Bevorratung notwendig. Für die Herstellung eines Waschmittels werden die getrockneten Kastanien zerkleinert. Je kleiner die Kastanienstücke, desto mehr Saponine lösen sich und desto besser sind Schaumbildung und Waschwirkung.
  • Das Seifenkraut (auch Seifen- oder Wachswurz) wächst in Gärten und an fließenden Gewässern. Die Saponine befinden sich in der dicken, rübenartigen Wurzel. Sie muss zu einem Waschmittel weiterverarbeitet werden. Die Ernte des Seifenkrautes ist ganzjährig möglich. 
  • Waschnüsse vom Waschnussbaum kommen aus Indien in den Handel. Als ganze Nüsse, Schalen, Pulver oder als Flüssigwaschmittel sind sie in Bioläden, Reformhäusern und im Drogeriemarkt zu erwerben. 

Verwendung von alternativen Waschmitteln – Waschergebnisse

  • Die Alternativprodukte eigenen sich für das Waschen leicht verschmutzter Wäsche. Bei starker Verschmutzung empfiehlt sich eine Fleckvorbehandlung mit Gallseife.  
  • Die Mittel wirken bei Buntwäsche (30°–60°C) farbschonend auf die Textilien.
  • Waschmittel aus nachwachenden Rohstoffen weisen einen Weichspüleffekt auf. Dieser lässt sich gut bei Wolltextilien nutzen.
  • Einsatz von Efeu- und Seifenkrautwaschmittel erzielt gute Waschergebnisse bei bunter Feinwäsche und Seide.
  • Helle Wäsche benötigt bei der Verwendung der grünen Efeublätter zusätzliche Spülgänge, um die entstandene Verfärbung zu beseitigen.
  • Der Geruch der Wäsche ist neutral. Evtl. Duftöl dazugeben, um den Geruch frisch gewaschener Wäsche zu genießen.
  • Waschnüsse, Seifenkraut und Kastanien sind als Pulver und Flüssigwaschmittel im Handel zu erwerben. Sie lassen sich wie herkömmliche Waschmittel verwenden.

Kritische Aspekte beim Waschen mit alternativen Waschmitteln

  • Entfernung starker Verschmutzungen ist schwierig.
  • Die Mittel enthalten keinen Enthärter. Bei hartem Wasser können Waschmaschinen schneller verkalken. 
  • Weiße Wäsche bekommt schnell einen Grauschleier, da Bleichmittel und optische Aufheller fehlen. 
  • Die Materialkosten bei der Eigenherstellung sind sehr gering, der Zeitaufwand zur Herstellung allerdings enorm. Der optimale Einsatz der Produkte erfordert Erfahrung.
    
  • Wäschewaschen muss geplant werden, da die Zubereitung des Waschmittels Zeit in Anspruch nimmt und die entstandene Lauge nicht lange haltbar ist. 
  • Getrocknete Produkte z. B. Kastanienschnitze müssen vor dem Einsatz auf Schimmelbildung überprüft werden.

Erfahrungen der Fachakademie beim Einsatz von Flüssigwaschmitteln aus Kastanien

Im Rahmen des Projektunterrichts führte die Fachakademie für Ernährungs- und Versorgungsmanagement Triesdorf Waschtests mit Flüssigwaschmitteln aus Kastanienschnitzen durch.

75 % der Testpersonen würden das Waschmittel wieder einsetzen. Sie begrüßten es, umweltschonend zu waschen und kein Verpackungsmaterial zu produzieren. Waschergebnis und einfache Handhabung überzeugten.

25 % der Testpersonen würden das Waschmittel nicht weiter einsetzen. Sie vermissten den frischen Duft der Wäsche und den Enthärter zum Schutz ihrer Waschmaschine. Der Aufwand in der Herstellung schreckte ab.

Fazit

Grundsätzlich eignen sich saponinhaltige Pflanzen zum Waschen leicht verschmutzter Wäsche im Privathaushalt. Um die beschriebenen Nachteile gering zu halten, kann man den Einsatz von herkömmlichen und natürlichen Waschmitteln kombinieren. Möglich ist auch, den alternativen Waschmitteln Bleichmittel und Wasserenthärter zuzusetzen. Der Einsatz von natürlichen Waschmitteln reduziert den Eintrag von Chemikalien ins Abwasser. Die Produkte sind biologisch vollständig abbaubar und sie reduzieren Verpackungsmüll. Saponine besitzen einen neutralen pH-Wert und sind deshalb als hautfreundlich einzustufen. Allerdings benötigt der Einsatz einen gewissen Idealismus, da der Aufwand zur Herstellung sehr hoch ist und eine gute Zeitplanung erfordert.