Theoretischer Hintergrund
Das Alltagsmanagement von Privathaushalten, insbesondere Familienhaushalten, hat sich aufgrund des gesellschaftlichen Strukturwandels in den letzten Jahren verändert. Im Alter zwischen 25 und 40 Jahren zeigen sich für Familien vielfältige Herausforderungen und Probleme, um ein "gutes" Leben nach den eigenen Vorstellungen und Wünschen zu führen.
Innerhalb dieser Zeit werden zentrale Lebensentscheidungen getroffen, wie z. B. berufliche Karriere, Partnerwahl, Gründung eines gemeinsamen Haushalts, Ehe und Familiengründung. Die Bewältigung dieser Übergangsphase erfordert unterschiedliche Alltags- und Haushaltsführungskompetenzen, um eine angemessene familiäre Daseinsvorsorge zu ermöglichen.
Ersteltern haben aufgrund der neuen Lebenssituation "Elternschaft" und den dadurch veränderten Alltagsanforderungen einen höheren Informations- und Unterstützungsbedarf, um diese besondere Lebenslage zu bewältigen.
Die Unterstützungsbedarfe von Familien mit Kindern sind unterschiedlich. Sie sind abhängig von der jeweiligen Lebenslage und den bereits erworbenen Kompetenzen im Bereich der sozioökonomischen Bildung.
Junge Eltern nutzen verschiedene Beratungs- und Bildungsangebote über (soziale) Medien oder kommunale Angebote, um sich in der neuen Lebensphase zu informieren und auszutauschen.
Die Inanspruchnahme von haushaltsnahen Dienstleistungen kann Familien in ihrem Alltagsmanagement entlasten.
Vorgehensweise und Untersuchungskollektiv
Wickert befragte in ihrer Studie 14 junge Familien mit Kindern unter drei Jahren zu ihren Problemstellungen des Alltagsmanagements und den Veränderungen der täglichen Daseinsvorsorge. Parameter war die Geburt des ersten Kindes. Die Familien wiesen heterogene Strukturen (z. B. Bildungsstand, Haushaltsnettoeinkommen, Wohnumfeld) auf. Sie entsprachen somit der Vielfalt der Familienstrukturen in Deutschland.
Ziel der Studie
Ziel der Studie war es, die Herausforderungen des Alltagsmanagements von Eltern mit Kleinkindern abzubilden. Dafür erforschte Wickert ganzheitlich die Privathaushalte junger Familien.
Fragestellung und Ergebnisse
Das Alltagsmanagement der Familien unterliegt vielen Einflussfaktoren und ist abhängig von den strukturellen Rahmenbedingungen, z. B. den Familien- und Erwerbstrukturen, den sozialen Netzwerken und der Versorgungsinfrastruktur.
Das haushälterische Handeln zeigt sich im Zusammenspiel von Wertorientierungen, Ressourcen und Handlungsspielräumen.
Die Verantwortung der Sorgearbeit in den befragten Familienhaushalten obliegt hauptsächlich den Müttern. Die Geburt des ersten Kindes führte in den meisten Familien zu einer traditionellen Rollenverteilung (11 von 14). Die Frauen fühlen sich teilweise "selbstverständlich" verantwortlich für die familiäre Sorgearbeit. Sie entscheiden sich bewusst für eine "verantwortete Elternschaft" mit einem hohen zeitlichen Engagement. Die Männer gehen weiterhin ihrer (Vollzeit-)Erwerbstätigkeit nach; die meisten Väter (11 von 14) haben zwei Monate Elternzeit beansprucht, die die Familien vorwiegend für gemeinsame Urlaubsaktivitäten nutzen.
Für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf spielen die Arbeitszeitregelungen mit den jeweiligen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern und die Verfügbarkeit von außerfamiliärer (institutioneller) Kinderbetreuung eine zentrale Rolle. Mütter suchen flexible und zuverlässige Strukturen, um die Sorgearbeit bedarfsgerecht zu organisieren.
Auch die Verfügbarkeit sozialer Netzwerke (Nachbarinnen und Nachbarn sowie Großeltern) hat einen entscheidenden Einfluss auf die Alltagszufriedenheit der Eltern. Eine aktivere Beteiligung der Väter scheitert oft an den verfestigten innerfamiliären und gesellschaftlich geprägten Rollenzuweisungen sowie an den Erwerbsstrukturen und Arbeitsbedingungen.
Familien suchen im ersten Lebensjahr ihres Kindes nach Austausch mit anderen Familien. Sie suchen Informationen zur Alltagsbewältigung und zur Entwicklung ihres Kindes. Dabei ist ihnen ein schneller Zugang, Wohnortnähe, aber auch eine qualitativ hochwertige Information (z. B. bei einer Hebamme oder einer Kinderärztin oder einem Kinderarzt) besonders wichtig.
Fazit
Die unterschiedlichen Bedarfe von Familien brauchen flexible und vertrauensvolle Angebote. Familien können durch ein breites und niedrigschwelliges Angebot von Betreuung, Bildung und Beratung mit schnellen und barrierefreien Informationen gestärkt werden. Familienbildung und -beratung, z. B. in Familienzentren oder Kindertagesstätten, können gezielt Prävention leisten.
Handlungsaufträge für das KoHW
Hauswirtschaftliche Dienstleistungen können junge Familien im Alltag unterstützen. Derzeit gibt es jedoch kein ausreichendes Angebot. Das KoHW setzt einen seiner Aufgabenschwerpunkte in die Berufsnachwuchs-Gewinnung, gerade auch im Bereich hauswirtschaftlicher Dienstleistungen. Ziel muss es weiter sein, junge Familien auf den richtigen Kanälen über diese Unterstützungsangebote zu informieren. Unterstützung kann auch in Form von Bildungsangeboten erfolgen. Dazu tragen Ernährungskurse für Familien mit Kindern von 0–3 Jahren an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bereits bei. Für den hauswirtschaftlichen Bereich könnte man diese Angebote, auch mit Online-Formaten, noch ausweiten.