Was sind "Cleanfluencer"?
Das Wort "Cleanfluencer" setzt sich zusammen aus den englischen Worten "clean" (= putzen) und "Influencer". Cleanfluencer beschäftigen sich auf sozialen Netzwerken mit Haushaltsreinigung, Alltagsorganisation, Ordnung halten, Entrümpelung und Ästhetik. Bekannte Vertreterinnen und Vertreter sind schnell auffindbar, da sie zum Teil Millionen Follower haben.
Sie rücken die Hausarbeit gekonnt ins Rampenlicht und finden vor allem bei den jüngeren Generationen immer mehr Nachahmerinnen und Nachahmer.
Perfekt geputzt auf Social Media
Cleanfluencer zeigen sich in ihren Social-Media-Beiträgen beim Bodenwischen, Badreinigen oder Wäschefalten. Sie präsentieren verschiedene Techniken und Produkte, von bewährten Hausmitteln bis hin zu Markenprodukten, um ihre Follower zu inspirieren.
Neben praktischen Haushalts-Tipps bekommen Follower auch perfekt dekorierte und gereinigte Räume zu sehen. Die jeweiligen Cleanfluencer sind in ihren Beiträgen schick gekleidet, geschminkt und erledigen die Hausarbeit mit Leichtigkeit.
"Hinching" – Cleanfluencer vermarkten Putzen als Therapie
eine Möglichkeit ist, mit Stress und Traumata umzugehen.
das Wohlbefinden steigert.
beruhigend wirkt und positive Gefühle erzeugt.
intensive, systematische Reinigung und Haushaltsorganisation
übermäßiges Putzen
durchgeführt von (überwiegend) weiblichen Millenials
Tatsächlich kann Hausarbeit dazu beitragen, negative Gefühle besser zu regulieren. So erklärt z. B. Psychologin Dr. Friederike Gerstenberg in einem Interview, dass umso mehr Stress entsteht, je mehr Dinge wir besitzen. Die Besitztümer beanspruchen unsere Aufmerksamkeit, müssen abgestaubt oder verräumt werden. Somit können Minimalismus und regelmäßiges Ordnunghalten das Wohlbefinden steigern.
Die makellose Darstellung durch Cleanfluencer auf Social Media ist jedoch häufig problematisch. Vor allem junge Frauen können unter starken Druck geraten, perfekt auszusehen und einen perfekten Haushalt führen zu müssen. Im Bereich der Fitness-Influencer konnte eine Studie (2019) zeigen, dass dadurch viele Menschen ihr eigenes Aussehen oder Leben als unzureichend empfinden. Dies kann zu Selbstzweifeln, zwanghaftem Perfektionismus oder sogar Essstörungen führen.
Fazit
Zwar ist das Bild der traditionellen und überarbeiteten Hausfrau längst überholt, jedoch erfährt ebendieses durch den Trend der weiblichen Cleanfluencer wieder ein Comeback. Die Cleanfluencer entwickeln sich zu einem Idol, mit dem sich vor allem junge, weibliche Follower identifizieren.
Allerdings ist bei dem präsentierten Frauenbild Vorsicht geboten. Eine Umfrage von 1000 jungen Menschen aus Deutschland ergab, dass die Ansichten zur Rollenverteilung der Geschlechter umso stereotyper waren, je häufiger Social Media konsumiert wurde. 35 Prozent der Frauen und 57 Prozent der Männer, die täglich soziale Medien konsumierten, gaben an, dass Frauen vor allem ihren Haushalt und das Familienleben gut im Griff haben sollten.
Das zeigt, dass Hausarbeit nach wie vor als weibliche Tätigkeit wahrgenommen wird. Männliche Cleanfluencer hingegen sind selten. Eine Studie aus dem Jahr 2019 zeigt, dass 15 Prozent der weiblichen Youtuberinnen Videos zum Thema Haushalt produzieren, bei den männlichen Youtubern sind es lediglich sechs Prozent. Da sich zudem viele Cleanfluencer durch Werbung und Sponsoring finanzieren, müssen ihre Tipps nicht immer wissenschaftlich fundiert, effizient oder nachhaltig sein. Dennoch lassen sich auch bei Cleanfluencern Gedankenimpulse aus den Beiträgen mitnehmen, die das eigene Zuhause angenehmer gestalten können.