Cleanfluencer – Das neue Image des Reinigens

Hausarbeit ist für viele Menschen eine unbeliebte Aufgabe. Auf verschiedenen sozialen Netzwerken verwandeln seit einigen Jahren jedoch überwiegend weibliche "Cleanfluencer" die lästige Pflicht in einen attraktiven Lifestyle. Können Cleanfluencer das Image der Hauswirtschaft positiv verändern?

Aktualisiert am: 15.05.2024
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Frau mit Handy und Reinigungsbürste in Selfiehaltung

Was sind "Cleanfluencer"?

Das Wort "Cleanfluencer" setzt sich zusammen aus den englischen Worten "clean" (= putzen) und "Influencer". Cleanfluencer beschäftigen sich auf sozialen Netzwerken mit Haushaltsreinigung, Alltagsorganisation, Ordnung halten, Entrümpelung und Ästhetik. Bekannte Vertreterinnen und Vertreter sind schnell auffindbar, da sie zum Teil Millionen Follower haben.

Sie rücken die Hausarbeit gekonnt ins Rampenlicht und finden vor allem bei den jüngeren Generationen immer mehr Nachahmerinnen und Nachahmer.

Junge Frau reinigt ein Regal.

Perfekt geputzt auf Social Media

Cleanfluencer zeigen sich in ihren Social-Media-Beiträgen beim Bodenwischen, Badreinigen oder Wäschefalten. Sie präsentieren verschiedene Techniken und Produkte, von bewährten Hausmitteln bis hin zu Markenprodukten, um ihre Follower zu inspirieren.

Neben praktischen Haushalts-Tipps bekommen Follower auch perfekt dekorierte und gereinigte Räume zu sehen. Die jeweiligen Cleanfluencer sind in ihren Beiträgen schick gekleidet, geschminkt und erledigen die Hausarbeit mit Leichtigkeit.

"Hinching" – Cleanfluencer vermarkten Putzen als Therapie

Eine Studie aus dem Jahr 2021 zeigt am Beispiel von Mrs. Hinch, wie Cleanfluencer Hausarbeit als Therapie und Selbsthilfe darstellen. Ihren Followern wird vermittelt, dass Reinigen ...
  • eine Möglichkeit ist, mit Stress und Traumata umzugehen.
  • das Wohlbefinden steigert.
  • beruhigend wirkt und positive Gefühle erzeugt.
Diese neue Art der Hausarbeit hat sich bereits unter dem Begriff "Hinching" etabliert. Obwohl noch keine offizielle Definition dieses Wortes existiert, lassen sich damit einige Bedeutungen verknüpfen:
  • intensive, systematische Reinigung und Haushaltsorganisation
  • übermäßiges Putzen
  • durchgeführt von (überwiegend) weiblichen Millenials

Tatsächlich kann Hausarbeit dazu beitragen, negative Gefühle besser zu regulieren. So erklärt z. B. Psychologin Dr. Friederike Gerstenberg in einem Interview, dass umso mehr Stress entsteht, je mehr Dinge wir besitzen. Die Besitztümer beanspruchen unsere Aufmerksamkeit, müssen abgestaubt oder verräumt werden. Somit können Minimalismus und regelmäßiges Ordnunghalten das Wohlbefinden steigern.

Die makellose Darstellung durch Cleanfluencer auf Social Media ist jedoch häufig problematisch. Vor allem junge Frauen können unter starken Druck geraten, perfekt auszusehen und einen perfekten Haushalt führen zu müssen. Im Bereich der Fitness-Influencer konnte eine Studie (2019) zeigen, dass dadurch viele Menschen ihr eigenes Aussehen oder Leben als unzureichend empfinden. Dies kann zu Selbstzweifeln, zwanghaftem Perfektionismus oder sogar Essstörungen führen.

Fazit

Zwar ist das Bild der traditionellen und überarbeiteten Hausfrau längst überholt, jedoch erfährt ebendieses durch den Trend der weiblichen Cleanfluencer wieder ein Comeback. Die Cleanfluencer entwickeln sich zu einem Idol, mit dem sich vor allem junge, weibliche Follower identifizieren.

Allerdings ist bei dem präsentierten Frauenbild Vorsicht geboten. Eine Umfrage von 1000 jungen Menschen aus Deutschland ergab, dass die Ansichten zur Rollenverteilung der Geschlechter umso stereotyper waren, je häufiger Social Media konsumiert wurde. 35 Prozent der Frauen und 57 Prozent der Männer, die täglich soziale Medien konsumierten, gaben an, dass Frauen vor allem ihren Haushalt und das Familienleben gut im Griff haben sollten.

Das zeigt, dass Hausarbeit nach wie vor als weibliche Tätigkeit wahrgenommen wird. Männliche Cleanfluencer hingegen sind selten. Eine Studie aus dem Jahr 2019 zeigt, dass 15 Prozent der weiblichen Youtuberinnen Videos zum Thema Haushalt produzieren, bei den männlichen Youtubern sind es lediglich sechs Prozent. Da sich zudem viele Cleanfluencer durch Werbung und Sponsoring finanzieren, müssen ihre Tipps nicht immer wissenschaftlich fundiert, effizient oder nachhaltig sein. Dennoch lassen sich auch bei Cleanfluencern Gedankenimpulse aus den Beiträgen mitnehmen, die das eigene Zuhause angenehmer gestalten können.