Hanf – eine vielfältige Nutzpflanze

Ob als Baustoff, Papier, Nahrungsmittel, in der Medizin oder als Textilfaser – Hanf ist vielseitig einsetzbar. Bereits Seefahrer im 15. Jahrhundert verarbeiteten Hanf zu Segeln und Seilen und in China belegen Schriftstücke aus der Zeit um 500 v. Chr. die Nutzung von Hanf für Kleidung. Auch die erste Levis-Strauß-Jeans, Mitte des 19. Jahrhunderts, bestand aus 100% Hanf. Heute erleben wir die Wiederentdeckung dieser Nutzpflanze und ihr großes Potenzial.

Aktualisiert am: 11.10.2024
Erstellt von: Abteilung Haushaltstechnik und Textil Landsberg
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Hanfpflanze in einem Garten Haushaltstechnik Landsberg

Hanf zählt zu den ältesten, heimischen Nutzpflanzen. Ihr Anbau in Deutschland war lange Zeit verboten, da sie die berauschend wirkende Substanz THC enthält. Seit 1996 ist der Anbau von Nutzhanf wieder erlaubt. Nutzhanf ist eine Hanfsorte mit einem geringeren THC-Gehalt, so dass sie nicht als Rauschmittel verwendet werden kann. Hanf hat viele ökologischen Vorteile: Die Pflanze ist genügsam, anspruchslos und robust. Sie wächst nahezu auf jedem Boden ohne Bewässerung, ohne Einsatz von Pestiziden und ist resistent gegenüber Pilzen und Bakterien. Hanf wurzelt bis in eineinhalb Meter Tiefe, verbessert die Bodenstruktur und kann innerhalb von vier Monaten eine Höhe von bis zu vier Metern erreichen.

So gewinnt man Hanffasern

Hanffasern werden aus den Stängeln der Hanfpflanze gewonnen. Durch Brechen und Walzen der Stängel trennt man die Fasern vom Rest der Pflanze. Für textile Zwecke sind nur lange Fasern geeignet. Diese werden in verschiedenen Verfahrensschritten gewonnen. Zum Spinnen sollten die Fasern eine Länge von 150 bis 1.500 mm Länge aufweisen. Der Langfaseraufschluss ist sehr aufwendig und personalintensiv und wird deshalb heute vor allem in Osteuropa, China und Indien betrieben.

Die Kurzfaseraufbereitung ist einfacher, da man hierbei auf einzelne Verfahrensschritte der Langfaseraufbereitung verzichtet. Der Prozess ist weitgehend automatisiert und stellt die kostengünstigere Variante der Hanfgewinnung dar. Die Kurzfasern finden Verwendung in der Automobil-, Tele- und Kommunikationsindustrie oder bei der Herstellung von Dämmstoffen.

Eigenschaften von Hanf

  • hohe Festigkeit (höchste Festigkeit unter den pflanzlichen Fasern)
  • hohe Scheuerfestigkeit (strapazierfähig)
  • verrottungsfest
  • sehr geringe Elastizität (1–6% Dehnung)
  • wenig formbeständig, hohe Knitterneigung
  • hohe Feuchtigkeitsaufnahme (bis zu 30%)
  • hohe Wärmeleitfähigkeit
  • geringes Wärmerückhaltevermögen
  • geringe elektrostatische Aufladung
Ein Hanfkleid auf einem Bügel Haushaltstechnik Landsberg

Hanf findet sich in T-Shirts, Hemden, Blusen, Pullis oder Jeans. Auch in Schlafanzügen, Unterwäsche, Socken, Hüten oder Mützen kommt Hanf zum Einsatz. Oft handelt es sich dabei um Mischungen mit Baumwolle (vorzugsweise Bio-Baumwolle), seltener um 100-prozentige Hanfbekleidung. Je höher der Hanfanteil, desto mehr sind Hanftextilien in Trageeigenschaft und Haptik mit Leinenbekleidung vergleichbar. Auch Heimtextilien wie Handtücher, Waschlappen, Bettdecken, Matratzenbezüge oder Futon-Füllungen können Hanf enthalten. Die Hanffaser hat temperaturausgleichende, atmungsaktive und strapazierfähige Eigenschaften. Häufig sind Hanf-Baumwoll-Textilien zudem nach dem Nachhaltigkeitssiegel GOTS zertifiziert.

Fazit

Textilien aus Hanf sind widerstandsfähig und langlebig. Sie haben einen leicht kühlenden Effekt und bringen antibakterielle und antimykotische (gegen Pilzbefall) Eigenschaften mit. Aufgrund ihrer ökologischen Vorteile und ihrer biologischen Abbaubarkeit gelten Textilien aus Hanf als besonders nachhaltig und kreislauffähig. Ein Nachteil: Hanffasern werden meist noch nicht regional angebaut, auch wenn es hierzu bereits innovative Bestreben gibt: So arbeitet beispielsweise eine bayerische Spinnerei aktuell an einem Garn, das aus Bio-Baumwolle und in Deutschland angebautem Hanf besteht. Auch die Anbaufläche von Hanf in Deutschland hat sich seit dem Jahr 2018 verdoppelt und liegt aktuell bei 6.943 Hektar.

Kontakt
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Abteilung Haushaltstechnik und Textil am Agrarbildungszentrum Landsberg am Lech
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