Hanf zählt zu den ältesten, heimischen Nutzpflanzen. Ihr Anbau in Deutschland war lange Zeit verboten, da sie die berauschend wirkende Substanz THC enthält. Seit 1996 ist der Anbau von Nutzhanf wieder erlaubt. Nutzhanf ist eine Hanfsorte mit einem geringeren THC-Gehalt, so dass sie nicht als Rauschmittel verwendet werden kann. Hanf hat viele ökologischen Vorteile: Die Pflanze ist genügsam, anspruchslos und robust. Sie wächst nahezu auf jedem Boden ohne Bewässerung, ohne Einsatz von Pestiziden und ist resistent gegenüber Pilzen und Bakterien. Hanf wurzelt bis in eineinhalb Meter Tiefe, verbessert die Bodenstruktur und kann innerhalb von vier Monaten eine Höhe von bis zu vier Metern erreichen.
So gewinnt man Hanffasern
Hanffasern werden aus den Stängeln der Hanfpflanze gewonnen. Durch Brechen und Walzen der Stängel trennt man die Fasern vom Rest der Pflanze. Für textile Zwecke sind nur lange Fasern geeignet. Diese werden in verschiedenen Verfahrensschritten gewonnen. Zum Spinnen sollten die Fasern eine Länge von 150 bis 1.500 mm Länge aufweisen. Der Langfaseraufschluss ist sehr aufwendig und personalintensiv und wird deshalb heute vor allem in Osteuropa, China und Indien betrieben.
Die Kurzfaseraufbereitung ist einfacher, da man hierbei auf einzelne Verfahrensschritte der Langfaseraufbereitung verzichtet. Der Prozess ist weitgehend automatisiert und stellt die kostengünstigere Variante der Hanfgewinnung dar. Die Kurzfasern finden Verwendung in der Automobil-, Tele- und Kommunikationsindustrie oder bei der Herstellung von Dämmstoffen.
Eigenschaften von Hanf
hohe Festigkeit (höchste Festigkeit unter den pflanzlichen Fasern)
hohe Scheuerfestigkeit (strapazierfähig)
verrottungsfest
sehr geringe Elastizität (1–6% Dehnung)
wenig formbeständig, hohe Knitterneigung
hohe Feuchtigkeitsaufnahme (bis zu 30%)
hohe Wärmeleitfähigkeit
geringes Wärmerückhaltevermögen
geringe elektrostatische Aufladung
Hanf findet sich in T-Shirts, Hemden, Blusen, Pullis oder Jeans. Auch in Schlafanzügen, Unterwäsche, Socken, Hüten oder Mützen kommt Hanf zum Einsatz. Oft handelt es sich dabei um Mischungen mit Baumwolle (vorzugsweise Bio-Baumwolle), seltener um 100-prozentige Hanfbekleidung. Je höher der Hanfanteil, desto mehr sind Hanftextilien in Trageeigenschaft und Haptik mit Leinenbekleidung vergleichbar. Auch Heimtextilien wie Handtücher, Waschlappen, Bettdecken, Matratzenbezüge oder Futon-Füllungen können Hanf enthalten. Die Hanffaser hat temperaturausgleichende, atmungsaktive und strapazierfähige Eigenschaften. Häufig sind Hanf-Baumwoll-Textilien zudem nach dem Nachhaltigkeitssiegel GOTS zertifiziert.
Fazit
Textilien aus Hanf sind widerstandsfähig und langlebig. Sie haben einen leicht kühlenden Effekt und bringen antibakterielle und antimykotische (gegen Pilzbefall) Eigenschaften mit. Aufgrund ihrer ökologischen Vorteile und ihrer biologischen Abbaubarkeit gelten Textilien aus Hanf als besonders nachhaltig und kreislauffähig. Ein Nachteil: Hanffasern werden meist noch nicht regional angebaut, auch wenn es hierzu bereits innovative Bestreben gibt: So arbeitet beispielsweise eine bayerische Spinnerei aktuell an einem Garn, das aus Bio-Baumwolle und in Deutschland angebautem Hanf besteht. Auch die Anbaufläche von Hanf in Deutschland hat sich seit dem Jahr 2018 verdoppelt und liegt aktuell bei 6.943 Hektar.
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