Ökodesign-Richtlinie für Textilien und deren Umsetzung

Die Europäische Kommission stellte 2022 die EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien vor. Darin ist verankert, dass die alten Strukturen von der Gestaltung, Herstellung, Nutzung bis zur Entsorgung von Textilien neu organisiert werden müssen. Angestrebt ist, die Ziele bis 2030 zu erreichen. Auf den einschlägigen Textilmessen steht nach wie vor das Thema Nachhaltigkeit an oberster Stelle. Die Abteilung Haushaltstechnik und Textil am Agrarbildungszentrum in Landsberg am Lech beleuchtet, welche Maßnahmen die Hersteller bereits getroffen haben und wie Endverbraucher zum Gelingen beitragen können.

Aktualisiert am: 26.01.2024
Erstellt von: Abteilung Haushaltstechnik und Textil Landsberg
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Ziele der EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien

Die EU nennt folgende Ziele (Zitat):

"Bis 2030 sind die Textilerzeugnisse auf dem EU-Markt langlebig und recyclingfähig, bestehen größtenteils aus Recyclingfasern, enthalten keine gefährlichen Stoffe und werden unter Einhaltung der sozialen Rechte und im Sinne des Umweltschutzes hergestellt.

Verbraucherinnen und Verbraucher können die hochwertigen und erschwinglichen Textilien länger nutzen, Fast Fashion kommt aus der Mode und wirtschaftlich rentable Wiederverwendungs- und Reparaturdienste sind allgemein zugänglich.

In einem wettbewerbsfähigen, widerstandsfähigen und innovativen Textilsektor übernehmen die Hersteller entlang der gesamten Wertschöpfungskette die Verantwortung für ihre Produkte, und dies bis hin zur Entsorgung.

Das kreislauforientierte Textil-Ökosystem floriert und verfügt über ausreichende Kapazitäten für innovatives Faser-zu Faser-Recycling, wohingegen die Verbrennung und Deponierung von Textilien auf ein Minimum reduziert werden."

Die Antwort darauf auf Seiten der Hersteller:

Klar ist, dass die Kreislaufwirtschaft noch am Anfang steht.

Dennoch werden die Maßnahmen an einigen Stellen in der Textilwirtschaft bereits umgesetzt.

Recyclingfähigkeit

Ein Schaubild stellt Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft vor.

Viele Marken haben damit begonnen, bereits beim Design ihrer Produkte auf Kreislauffähigkeit zu achten. Hier steht die Monomaterial-Strategie im Fokus. Besteht ein Textil aus mehreren unterschiedlichen Materialien, wird das Recyceln zu einem nahezu unlösbaren Problem. Deshalb versuchen manche Hersteller die Produkte aus einheitlichen Materialien zu gestalten, z. B. eine Outdoor-Jacke samt Membrane, Reißverschlüssen, Zippern etc. aus reinem Polyester.

Oft findet man auch Textilien aus 100 Prozent recyceltem Material. Hauptsächlich kommen dabei recycelte PET-Flaschen zum Einsatz. Dies stellt somit kein Faser-zu-Faser-Recycling dar.

Damit Endverbraucher und Recycling-Unternehmen die Textilien identifizieren können, nähen Hersteller teilweise bereits NFC-Chips (Near Field Communication) in ihre Textilien ein. Beim Auslesen über eine App erhält man Informationen zum Produkt, wie z. B. zur Material-Zusammensetzung. Auf diese Weise ist ein Sortieren der Textilien gewährleistet. Probleme mit unlesbaren oder nicht vorhandenen Etiketten sind damit gelöst.

Kompostierbare Natur-Materialien

Eine weitere Möglichkeit, das Recycling-Problem anzugehen, ist der Einsatz von kompostierbaren Natur-Materialien. Dazu zählen Rohstoffe wie Wolle, Hanf, Naturkautschuk oder exotischere Materialien wie Ananas-Blatt-Fasern, Rohrkolben, Algen, Rizinus-Bohnen, Zuckerrohr oder die wurzelartige Struktur von Pilzen, die sogenannte Mycel.

Langlebigkeit

Um gar nicht erst an Wiederverwertung und Recycling denken zu müssen, sollte die Langlebigkeit der Produkte im Vordergrund stehen und ihre Qualität möglichst hochwertig sein.

Viele Hersteller bieten einen Reparaturservice an. Re-Use-Bereiche in Shops – sowohl online als auch im stationären Handel – und Textilien-Leih-Services tragen ebenfalls zu einer effizienteren Nutzung von Bekleidung bei. Um die Teilnahme daran zu erhöhen, versuchen Hersteller diese Angebote immer besser zu kommunizieren.

Rücknahme-Systeme

Um die Kreislaufwirtschaft zu realisieren, braucht es Rücknahme-Systeme, die einige Firmen bereits anbieten. Die Vorschläge der Europäischen Kommission zur Neuregelung beinhalten, dass die Produzenten für den gesamten Lebenszyklus von textilen Produkten zur Verantwortung gezogen werden.

Frankreich ist das erste und bisher einzige EU-Land mit einem sog. EPR-System (Extended Producer Responsibility). Dabei sind die Produzenten für die Rücknahme, Verwertung und endgültige Entsorgung ihrer Produkte verantwortlich.

Umgang mit unverkaufter Ware und Textil-Abfällen

Auch das Verbot der Zerstörung unverkaufter Kleidung und Schuhe und die Übernahme der Kosten für das Management von Textil-Abfällen soll zukünftig in der Verantwortung der Produzenten liegen.

Was können Verbraucher tun?

Durch unser Einkaufsverhalten können wir als Verbraucher mitwirken, die Dinge in die richtige Richtung zu lenken. Wir müssen uns bewusst machen, dass die Produktion von Textilien Ressourcen verschlingt und jede Menge Arbeitsaufwand erfordert.

Textilien sind keine Wegwerfartikel. Deshalb sollte man sie bewusst kaufen: Qualität statt Quantität, lautet die Botschaft.
  • Bevorzugen Sie, wenn der Einsatz-Zweck dies zulässt, Textilien aus einheitlichen Materialien.
  • Nutzen Sie die vielfältigen Angebote der Firmen wie Garantie-Leistung, Reparatur-Service, Leih-Service oder das Angebot von Second-Hand-Ware. 
  • Achten Sie auf einschlägige Öko- und Nachhaltigkeitssiegel, um sicher zu gehen, dass der Hersteller sozial- und umweltfreundlich produziert.

Die Beachtung der EU-Vorgaben und Richtlinien wird zwangsläufig ein Umdenken in der Gestaltung von Textilien mit sich bringen und die Abfallreduzierung und Kreislaufförderung vorantreiben.

Viele kleine Schritte vieler Menschen können einen großen Schritt in die richtige Richtung ergeben.

Die Abteilung Haushaltstechnik und Textil am Agrarbildungszentrum Landsberg am Lech unterstützt und berät Sie gerne zu diesem Thema.