Hautgesund reinigen – Neuerungen in der Technischen Regel für Gefahrstoffe 401 (TRGS 401)

Die "Technische Regel für Gefahrstoffe" 401 (TRGS 401) hilft, die Hautgesundheit von Reinigungskräften zu schützen und gesund zu erhalten. Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern sowie Sicherheitsbeauftragten zeigt sie mögliche Schutzmaßnahmen für hautgefährdende Tätigkeiten und hilft bei der Ausarbeitung einer Gefährdungsbeurteilung.

Aktualisiert am: 25.04.2024
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Ende 2022 wurde die TRGS 401 überarbeitet und unter dem neuen Titel "Gefährdung durch Hautkontakt – Ermittlung – Beurteilung – Maßnahmen" veröffentlicht.

Wann gilt die TRGS 401?

Person zieht sich Reinigungshandschuhe über. KoHW

Mit Änderung des Namens wurde auch der Anwendungsbereich präzisiert. Die TRGS 401 kommt zum Einsatz bei Feuchtarbeit und bei Tätigkeiten mit hautgefährdenden und hautresorptiven Stoffen. Konkret bedeutet das, die TRGS gilt bei Tätigkeiten mit ätzenden, reizenden oder allergenen Substanzen sowie Stoffen, die über die Haut aufgenommen werden.

Gefährdungsanalyse durch Arbeitgebende mit Hilfe fachkundiger Personen

Person schreibt etwas auf eine Checkliste. KoHW

Wie bisher muss die Arbeitgeberin bzw. der Arbeitgeber eine Gefährdungsanalyse durchführen und feststellen, ob Feuchtarbeit stattfindet oder die oben genannten gefährdenden Substanzen zum Einsatz kommen. Neu ist, dass diese Analyse durch fachkundiges Personal erfolgen muss, also durch eine Fachkraft für Arbeitssicherheit oder durch eine Betriebsärztin bzw. einen Betriebsarzt. Ist der Arbeitgebende selbst nicht fachkundig, kann er eine Fachkraft oder eine Betriebsärztin bzw. einen Betriebsarzt zu Rate ziehen.

Als Grundlage der Gefährdungsbeurteilung ermittelt der Arbeitgebende zunächst Informationen zum Gefahrstoff sowie zur Tätigkeit, ebenso stellt er fest, ob es sich bei bestimmten Beschäftigungen um Feuchtarbeit handelt.

Sowohl sogenannte H- als auch R-Sätze geben standardisierte Hinweise auf Gefahren eines Produktes. Die Formulierung nach "R-Sätzen" ist seit 2017 nicht mehr erlaubt. H-Sätze werden in Kombination mit einer dreistelligen Zahl angewendet. Das H steht für die englische Bezeichnung "hazard" (Gefahr).
  • Beispiel H-Satz: "H200 instabil, explosiv"
  • Beispiel R-Satz: "R1 in trockenem Zustand explosionsgefährlich"

Feuchtarbeit neu definiert

Neu ist auch die Definition von Feuchtarbeit. In die Bewertung flossen Studien der vergangenen Jahre ein, die die unklare Angabe "häufiges Händewaschen" konkretisierten sowie die schützende Wirkung des Handschuhtragens bei Feuchtarbeit belegten. Das ausschließliche Tragen von flüssigkeitsdichten Schutzhandschuhen zählt daher nicht mehr zur Feuchtarbeit.

Zur Feuchtarbeit gehören nun Tätigkeiten, bei denen …
  • Beschäftigte regelmäßig mehr als zwei Stunden ihrer Arbeitszeit Hautkontakt mit Wasser oder wässrigen Flüssigkeiten haben.
  • mehr als zehnmal pro Arbeitstag ein Wechsel beim Tragen flüssigkeitsdichter Schutzhandschuhe erfolgt sowie
  • mehr als 15-mal berufsbedingtes Händewaschen erforderlich ist bzw. fünf Mal pro Arbeitstag, wenn im Wechsel flüssigkeitsdichte Handschuhe eingesetzt werden.

Wie hoch die Gefährdung ist, die von Feuchtarbeit ausgeht, hängt aber auch von der ermittelten Einstufung der H-Sätze für den Kontaktstoff, der Dauer des Kontaktes und der Menge ab. Die neue TRGS 401 veröffentlicht hier zur Erleichterung der Gefahrenanalyse eine Matrix, die jeden H-Satz entsprechend einstuft.

Geringe Gefahr geht z. B. von Feuchtarbeit aus, wenn sie nur kurz, also unter 15 Minuten pro Tag, erfolgt oder mit kleinflächigem Kontakt, wie z. B. bei einem Spritzer. Je länger und je großflächiger der Kontakt, desto größer ist die Gefährdung.

Schutzmaßnahmen nach dem STOP-Prinzip

Schutzmaßnahmen müssen entsprechend der Gefährdung getroffen werden. Sie sollten darauf abzielen, den Kontakt mit hautgefährdenden und hautresorptiven Gefahrstoffen zu minimieren. Bei der Vorgehensweise empfiehlt auch die neue TRGS 401 die Anwendung des STOP-Prinzips.

STOP steht dabei für die Begriffe:
  • Substitution
  • Technische Maßnahmen
  • Organisatorische Maßnahmen
  • Persönliche Maßnahmen
Was heißt das konkret?
  • Substitution: Zunächst sollte ein Ersatzprodukt ausgewählt werden.
  • Technische Maßnahmen: Ist die Substitution nicht möglich, sollte versucht werden, mit technischen Hilfsmitteln den Kontakt zum Mittel zu minimieren. Hier können Maschinen oder auch ein Reinigungsroboter zum Einsatz kommen.
  • Organisatorische Maßnahmen: Dazu gehört z. B. eine rotierende Aufgabenverteilung beim Personal.
  • Persönliche Maßnahmen: Dazu zählt z. B. der Einsatz persönlicher Schutzkleidung.

Schulung ist Pflicht

Referent schult eine Gruppe Mitarbeitender. Angelika Warmuth/KoHW

Der Arbeitgebende muss alle festgelegten Schutzmaßnahmen in eine Betriebsanweisung aufnehmen. Ebenso ist das Bereitstellen eines Hautschutzplans nach wie vor ein verpflichtendes Element. Ein Aushang kann z. B. an den Waschplätzen erfolgen. Einmal im Jahr muss der Arbeitgebende seine Mitarbeitenden hinsichtlich möglicher Gefährdungen und den dazugehörigen Schutzmaßnahmen unterweisen und die Schulung dokumentieren.

Die komplette TRGS 401 steht bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zum kostenlosen Download bereit.

TRGS 401 (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin)