Schwammdörfer für besseres Wassermanagement

Dörfer können temporär Wasser speichern und es in Hitzeperioden wieder abgeben. Das Konzept des Schwammdorfes soll vor Starkregen und Dürre schützen. Die wassersensible Dorferneuerung unterstützt Gemeinden, Bürgerinnen und Bürger dabei.

Aktualisiert am: 28.09.2023
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Totenbach Fließgewässer Schwammdörfer StMELF

Bereits heute sind der Klimawandel und seine Folgen in Bayern spürbar. Der Trend zu steigenden Jahresmitteltemperaturen wurde bereits in den letzten Jahren deutlich und wird auch in den nächsten Jahrzehnten zunehmen. In der Tendenz steigt damit die Anzahl von Extremwetterereignissen – lokale Starkniederschläge und länger anhaltende Hitze- und Dürreperioden werden wahrscheinlicher. Daneben spüren viele Regionen in Bayern weiterhin einen Siedlungsdruck, auch in ländlichen Räumen. Neuausgewiesene Wohn- und Gewerbegebiete sowie der Ausbau von Infrastruktur führen zu weiterer Versiegelung von Bodenflächen. Diese Eingriffe in den Wasserhaushalt können zu negativen Effekten auf Menschen, Siedlungen und Ökosysteme führen.

Was können wir tun?

Die vorliegende Sammlung bietet einen Überblick über Maßnahmen für Kommunen, Privatpersonen, Landwirte und Gewerbetreibende, die Gebäude, Plätze, Gärten oder andere Flächen im Siedlungsbereich klimagerecht entwickeln wollen.

Ein begrüntes Flachdach mit Kleinpflanzen bewachsen StMELF
Dach-, Carport- und Garagenbegrünung

Generell können Dächer von Gebäuden, Carports und Garagen bepflanzt und dadurch extensiv oder intensiv begrünt werden. Extensive Gründächer zeichnen sich durch einen geringen Aufbau von etwa 10 cm und niedrigwüchsige Pflanzen wie Moos, Mauerpfeffer oder Gräser und Kräuter aus. Sie sind kostengünstiger, leichter und weniger pflegeaufwändig als intensive Gründächer, die mit höherer Vegetation wie Sträuchern und Bäumen gestaltet werden können. Dazu wird ein höherer Substrataufbau von über 30 cm benötigt, das Dach kann auch als Aufenthaltsraum genutzt werden. Bei Carport- oder Garagendächern setzt man in der Regel auf extensive Begrünung.

Eine Gartenmauer ist mit Spalier- und Hochstammbäumen begrünt © Stefan Mehlig
Fassadenbegrünung

Fassadenbegrünung kann boden- oder wandgebunden erfolgen. Typisch für bodengebundene Begrünung sind Rank- und Kletterpflanzen wie Efeu, Weinreben oder Kletterrosen. Diese wachsen entweder direkt an der Fassade oder entlang von Rankgittern. Aufwendigere wandgebundene Begrünung integriert die Pflanzen in die Außenfassade und benötigt Wasser- und Nährstoffversorgung über ein automatisches System. Für eine wandgebundene Begrünung ist die Auswahl an Pflanzen groß, einige Beispiele sind Geranien, Bergenien oder Immergrün.

Rigolen und Zisternen

Rigolen sind Hohlkörper oder Substrate wie Kies, die unterirdisch verlegt werden und abfließendes Wasser aufnehmen können. Sie lassen das Wasser anschließend langsam in den Untergrund versickern oder werden mit Zisternen kombiniert. Zisternen sind unterirdisch gelegene, künstliche Behältnisse, die abfließendes Niederschlagswasser für eine spätere Verwendung zwischenspeichern. Mit einer Pumpe wird das gespeicherte Wasser zum Verwendungsort befördert – also an einen Hausanschluss für Brauchwasser oder einen Anschluss für die Gartenbewässerung. Zisternen bieten einen dunklen und kühlen Speicherort für das Niederschlagswasser, sodass die Risiken für Algenwachstum, Sauerstoffzehrung und Geruchsbildung minimiert sind.

Schwammdörfer Entsiegelung Christina Schweizer / ALE OPf.
Entsiegelung

Wo möglich, sollten versiegelte Flächen vermieden oder entfernt werden. Wenn eine vollständige Entsiegelung nicht möglich ist, bieten wasserdurchlässige Bodenbeläge eine Alternative. Bei diesen Oberflächenbefestigungen kann Niederschlagswasser auch in größerem Umfang direkt versickern. Grundsätzlich gibt es wasserdurchlässige Bodenbeläge mit oder ohne Vegetationsanteil. Zu den bekanntesten Bodenbelägen mit Vegetationsanteil zählen Schotterrasen oder Rasengittersteine. Bodenbeläge ohne Vegetationsanteil sind zum Beispiel Pflaster mit Poren oder breiteren Fugen sowie Kies- oder Splittdecken.

Fließgewässern

Natürliche und (zum Teil) künstliche Fließgewässer können so aufgewertet werden, dass das Wasser langsamer durch das Siedlungsgebiet fließt. Typisch hierfür sind die Aufweitung und Anhebung von eingeengten Dorfbächen, der Einbau von Strukturelementen und eine naturnahe Ufergestaltung. Ufer können renaturiert und bepflanzt werden, sodass übertretendes Wasser im Falle von Starkregen mehr Platz und die Möglichkeit zum Versickern hat. Dies wird auch als Revitalisierung bezeichnet.

Le Ob Staatspreis 2022 Kimawandel Oberlauterbach Rueckhaltebecken West
Rückhaltebereiche

Bei (starken) Niederschlagsereignissen kann Wasser in entsprechenden Rückhaltebereichen gesammelt werden. Anschließend kann das Wasser kontrolliert ablaufen oder langsam versickern und verdunsten. Dabei unterscheidet man zwischen den folgenden Ausführungen:

  • In Mulden oder Becken kann sich Wasser sammeln, das über einen Ablauf gedrosselt abgegeben werden kann. Für solche Rückhaltebereiche wird entweder Erde ausgehoben oder Dämme angelegt. Auch flache Mulden können bereits Wasser zurückhalten.
  • Temporäre Feuchtflächen sind ausgewiesene Flächen, die bei Regen zeitweise überschwemmt werden. Dort kann das Wasser versickern und verdunsten. Durch Bewuchs mit Pflanzen verbleibt das Wasser länger auf der Fläche, sodass mehr Zeit für die Versickerung bleibt.

Fördermöglichkeiten

Wassersensible Maßnahmen sind sowohl innerorts als auch in der umgebenden Landschaft umsetzbar. Die Ländliche Entwicklung fördert in der Dorferneuerung Maßnahmen direkt im Siedlungsbereich. Daneben können über die Initiative boden:ständig Maßnahmen in der Landschaft entwickelt und über die Flurneuordnung sowie das Förderinstrument FlurNatur umgesetzt werden. Zudem können Projekte innerhalb einer Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) über das Regionalbudget gefördert werden.

Broschüre

Wassersensible Dorfentwicklung

Einen detaillierten Überblick über den Aufbau eines Schwammdorfes sowie die Maßnahmen für ein besseres Wassermanagement bekommen Sie hier.

Broschüre: Schwammdorf

Pressemitteilung

Wie die für die Ländliche Entwicklung zuständige Agrarministerin Michaela Kaniber mitteilte, werden die Themen Rückhalt und Verbesserung der Speicherfähigkeit von Wasser im Siedlungsbereich zu einem weiteren Schwerpunkt in der Dorferneuerung werden.

Wasserrückhalt und Speicherfähigkeit werden Schwerpunkte bei der Dorferneuerung