Engagierte Bürger bei der Energiewende

Mausdorf, ein Ortsteil des mittelfränkischen Marktes Emskirchen mit rund 250 Einwohnern, ist ein Dorf mit Beispielcharakter für das Engagement aktiver Bürger für die Energiewende. Mit Ideenreichtum und Zielstrebigkeit, aber auch mit viel unentgeltlichem Einsatz konnte hier die Energiewende vorangebracht und im Dorf zusätzliche Wertschöpfung geschaffen werden. Bei der Startphase für eine Flurneuordnung und Dorferneuerung im Jahre 2003 wurde sehr schnell erkannt, welche Bedeutung und Chance das Thema Energie für die Entwicklung im Dorf und die Landwirtschaft hat.

Aktualisiert am: 28.09.2023
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Drei Biogasanlagen mit grünen Dach.

Aus den Bürgerarbeitskreisen heraus haben sich acht Landwirte zusammengefunden und gemeinsam die Entscheidung für den Bau einer Biogasanlage getroffen. Im Vorgriff auf die Bodenordnung des im Jahre 2005 angeordneten Verfahrens konnte ein optimaler Anlagenstandort bereitgestellt werden. Die bei der Stromerzeugung anfallende Wärme wird in einem angrenzenden Industriebetrieb verwendet. Ein großer Vorteil für die an der Biogasanlage beteiligten viehhaltenden Betriebe ist, dass in der Anlage Gülle und Mist verwertet werden kann. Damit reduziert sich der NaWaRo-Anteil beim Betrieb auf nur etwa 50 Prozent. Alle Anteilseigner haben sich mit der Anlage ein zweites Standbein geschaffen und können die entstandene Arbeitsbelastung auf mehrere Schultern verteilen.

Aktive Bürger

Im Jahre 2009 wurde ein Nahwärmenetz in Mausdorf von der neu gegründeten Bioenergie Mausdorf GbR geplant und schließlich ebenfalls in Eigenregie umgesetzt. Die Maßnahme wurde mit Baumaßnahmen der Dorferneuerung koordiniert. Erforderliche Leitungsrechte werden über den Flurbereinigungsplan eingetragen. Die Wärme kommt von der Biogasanlage und einer noch zusätzlich errichteten Hackschnitzelheizung mit 850 kW Leistung. Zur besseren Nutzung der Prozesswärme aus der Biogasanlage wurde ein Wärmespeicher mit 35 Kubikmeter Volumen errichtet. Der Hackschnitzelbedarf von jährlich 1 000 Kubikmeter wird durch die Waldgenossenschaft Mausdorf abgedeckt. Die Lagerung der Hackschnitzel erfolgt in einem aufgelassenen Fahrsilo, das überdacht und mit einer Photovoltaikanlage ausgerüstet wurde.

Beispiele De Mausdorf 3

Die Instrumente

Nach Ausbau des Wirtschaftswegenetzes haben sieben Bürger aus Mausdorf die Initiative ergriffen, in der Flurlage „Reuth“ zwei Windräder zu planen und zu realisieren. Der „Bürgerwind“ wurde durch 108 Bürger in der „Reuthwind GmbH & Co. KG“ mit Sitz in Emskirchen finanziert. Somit bleiben Wertschöpfung und Steuereinnahmen in der Gemeinde. Durch hohe Eigenleistungen konnten erhebliche Kosten bei Planung, Bauleitung und Gestaltung der Ausgleichsflächen sowie Verwaltung der finanziellen Bürgereinlagen in der „Reuthwind“ eingespart werden. Das Dorfgemeinschaftshaus in der Mitte von Mausdorf wurde ab 2008 in Angriff genommen. Das in Holzbauweise errichtete Gebäude ist an das Nahwärmenetz angeschlossen und erfüllt alle Vorgaben eines Niedrigenergiehauses. Die Gestaltung des gesamten Umgriffs als Zentrum aller Aktivitäten im Dorf wurde über das Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken gefördert. Auch hier hat sich wieder die aktive und solidarische Dorfgemeinschaft mit 3 500 unentgeltlichen Stunden in Eigenleistung bewährt. Zudem wurden auch Privatleute aktiv: In Mausdorf gibt es 17 Photovoltaikanlagen auf Privathäusern, Stallungen und Gewerbegebäuden.

Säule mit der plakativen Aufschrift „Mausdorf hat Energie“ mit Informationen zu den Energiemaßnahmen

Öffentlichkeitsarbeit

Wichtig ist auch eine aktive Öffentlichkeitsarbeit mit jährlicher Teilnahme am „Tag der Erneuerbaren Energien“ und Führungen für interessierte Bürger und Multiplikatoren, die den Erfahrungsaustausch mit den „Energie-Aktiven“ von Mausdorf suchen. Die Gesamtleistung auf dem Energiesektor ist beachtlich. Beim Stromertrag: - 4,0 Mio. kWh aus Biogas - 8,5 Mio. kWh aus Windenergie - 0,5 Mio. kWh aus Photovoltaik - Die Summe von 13,0 Mio. kWh entspricht dem 26-fachen Verbrauch in Mausdorf. Beim Wärmeertrag: - 4,0 Mio. kWh, damit werden jährlich 150 000 Liter Heizöl ersetzt - CO2-Minderung ca. 1200 Tonnen pro Jahr - Investition ca. 10 Mio. € - Regionalwertschöpfung 500.000 € jährlich Am Ortseingang von Mausdorf sind alle diese beeindruckenden Daten unter dem Thema „Mausdorf hat Energie“ auf einem original Windradflügel mit 10 m Höhe aufgelistet. Dieses „Denkmal“ zeigt deutlich, was engagierte Bürger mit „Energie“ zur Energiewende leisten können.