(05.07.2024) Teisendorf, München – Die nächsten Jahre werden Schicksalsjahre für die Betreiber von Biogasanlagen. Viele Biogasanlagen haben dann das Ende der EEG-Vergütung erreicht. Ein wirtschaftliches Betreiben dieser Anlagen rückt dann in weite Ferne. "Die Zugeständnisse, die der Bund vor ein paar Monaten gemacht hat, sind wie so oft nur ein Tropfen auf den heißen Stein", sagte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber beim Besuch eines Betriebs in der Nähe von Teisendorf (Lkr. Berchtesgadener Land). Im Austausch mit den Betreibern der Anlage und Vertretern mehrerer Fachverbände, machte sich die Ministerin vor Ort ein Bild von der aktuellen Situation der Biogasbranche. Was die Forderungen Bayerns an den Bund betrifft, wird Agrarministerin nicht müde immer wieder zu betonen: "Jeder, der sich mit der Thematik beschäftigt, kann den drohenden Wegfall von Biogas als wichtigen Bestandteil der Energiewende nicht übersehen. Der Bund muss den Beschluss der Agrarministerkonferenz vom März 2024 endlich ernst nehmen!" Konkret bedeutet das nach Ansicht der Ministerin: "Das Allerwichtigste ist es, das Ausschreibungsvolumen auf 1.200 Megawatt anzuheben und die Höchstwerte bei den Ausschreibungen zu erhöhen." Auch inflationsbedingte Kostensteigerungen sollten nach Auffassung der Ministerin ausgeglichen werden. Zusätzlich hat der Freistaat im Bundesrat eine Entschließung eingereicht, die zu diesen Forderungen zusätzlich noch eine Erhöhung des Flexizuschlags auf 120 Euro pro Kilowatt und einen Klimazuschlag für Gülleanlagen beinhaltet. "Sollte der Bund nicht umgehend von seinem ideologischen Irrweg abweichen, müssen wir leider davon ausgehen, dass bestehende Anlagen aufgegeben werden müssen. Die Gefahr von Investitions- und Bauruinen besteht dann zwangsläufig", so die Ministerin weiter. In Bayern gibt es 2.750 Biogasanlagen mit 1.450 Megawatt elektrischer Leistung. Damit steht rund jede vierte Biogasanlage in Bayern. Biogasanlagen schaffen langfristig sichere Einnahmen für landwirtschaftliche Betriebe und dienen der Diversifizierung. Rund elf Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Bayerns dient der Biogassubstraterzeugung. "Die Energiewende findet vor allem im ländlichen Raum statt. Ich verstehe nicht, wieso der Bund die Erneuerbaren Energien und die Biomasse aus der Land- und Forstwirtschaft permanent ideologisch getrieben diskriminiert. Wir brauchen jetzt Erleichterungen für die Betreiber der Anlagen, sonst werden wir in naher Zukunft eine wichtige Wertschöpfung für den ländlichen Raum verlieren und die Energiewende aufs Spiel setzen", warnte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber abschließend in Richtung Bund. Georg Hackl, Biogas-Botschafter: "Ich bin sehr enttäuscht, wenn es nach 20-jähriger erfolgreicher Strom- und Wärmeerzeugung für viele Biogasanlagen keine rentable Anschlussregelung mehr geben soll. Leider werden hier von der aktuellen Regierung Erzeugungsstrukturen für regenerative Energien mutwillig vernachlässigt. Das führt am Schluss zu einem hohen individuellen, aber auch volkswirtschaftlichen Schaden! Die Ampel erkennt nicht, dass Biogas regenerativ, steuerbar und regelbar ist. Hier werden die eingesetzten Rohstoffe veredelt, anstatt sie zu verbrauchen. Es wird Wertschöpfung für den ländlichen Raum generiert und Arbeitsplätze geschaffen. Die Nutzung von Biogas bietet eine große Palette von Vorteilen und Verbesserungspotential aus ökonomischer und ökologischer Sicht. Es kann nicht sein, dass diese erfolgreiche Struktur nun zerschlagen werden soll!" Johannes Leitenbacher, Biogasanlagen-Betreiber: "Bestehende Anlagen müssen erhalten bleiben. Wir brauchen zukunftsweisende Rahmenbedingungen, denn eine gesicherte, nachhaltige und zuverlässige Versorgung mit Energie funktioniert nur mit uns."
Staatsministerin Michaela Kaniber mit Betreibenden der Anlage (Lkr. Berchtesgadener Land), sowie Vertretenden mehrerer Fachverbände.