Objektgestaltung und Garten

Machen Sie sich bei der Planung des Hausgemeinschaftskonzeptes (HGK) auch im Bereich Wohnraum-/Objektgestaltung und Garten Gedanken: Welche Leistungen möchten Sie erbringen? Wer soll sie durchführen? Wie oft dekorieren Sie neu und was passiert mit der alten Dekoration? Wer ist für die Dekoration verantwortlich? Wer kümmert sich um die Gartenpflege? Welche Feste möchten Sie feiern und wie? Und wo ziehen Sie Grenzen zu Zusatzleistungen?

Aktualisiert am: 13.02.2023
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Seniorin und Pflegerin falten gemeinsam Servietten, Senior liest am Tisch Zeitung. Tim Kiertscher

Gerade im Bereich Objektgestaltung und Garten sind viele Professionen beteiligt (Hausmeister, Hauswirtschaft, ggf. externe Gärtner, Betreuung). Daher sind klare Aufgabenverteilungen notwendig. Erstellen Sie auch hierfür ein Wohnraum-Konzept. Dies sollte beinhalten: Leistungsverzeichnis (LV), Standards, Kennzahlen, die angewandten Methoden, Etat, Leistungsabgrenzungen und die geplanten Jahresfeste. Die Befragungen zeigen, dass die Einrichtungen jahreszeitliche Dekorationen und Deko für Feste und Feiern gerne mit den Bewohnern anfertigen. In vielen Fällen übernimmt diese Aufgabe die Betreuung.

Junge Frau und älterer Herr stehen an einem Hochbeet. Anette Kradisch

Garten, Pflanzen und Tiere

Ein geschützter Garten ermöglicht vor allem demenziell erkrankten Menschen mit Bewegungsdrang kontrolliert und sicher die Freiheit des Umhergehens. Er bietet zusätzlich viele Möglichkeiten, Bewohnerinnen und Bewohner zu aktivieren und einzubeziehen. Auch Angehörige nutzen Gärten und Grünanlagen gerne, um sich mit den Bewohnern während eines Besuchs zu beschäftigen. Einige Einrichtungen gestatten den Bewohnern auch, eigene Pflanzen im Zimmer oder auf den Balkonen zu halten – solange sie der Pflege der Pflanzen selbst nachkommen können. Teilweise ist es aber ratsam, die Bewohnerinnen und Bewohner bei der Pflege ihrer Pflanzen zu betreuen oder zu kontrollieren.

Bauliche Besonderheiten im Garten:

  • großer gepflasterter Innenhof, um auch Bettlägerigen einen "Ausflug" an die frische Luft zu ermöglichen.
  • Bewegungsgeräte für Seniorinnen und Senioren
  • Unterfahrbare Hochbeete, damit Rollstuhlfahrer nicht seitlich arbeiten müssen.
  • Unterstellmöglichkeit für Gartenmöbel

Aktivierungsmöglichkeiten im Garten:

  • Hochbeete bepflanzen und Ernte zur Speisezubereitung nutzen (Gemüse, Kräuter)
  • Blumengießen und Rasenmähen
  • Unkraut zupfen
  • Vogelhäuser zum Füttern und Beobachten der Vögel
  • Bewohner bei Gartenarbeiten zu Rat ziehen (z. B. beim Rosenschneiden)
  • hauseigene Tiere (Ziegen, Laufenten, Katze, Hund, Fische, Hasen); teilweise sind Bewohnern sogar eigene Tiere erlaubt, solange sie sich noch darum kümmern können
  • regelmäßige Tierbesuche (Mitarbeiter bringen eigene Tiere mit)

Im Rahmen der Bayerischen Demenzwoche 2021 veranstaltete das Kompetenzzentrum Hauswirtschaft ein Seminar zum Thema "Ab in den Garten – Hauswirtschaftliche Aktivierung für Menschen mit Demenz". Wir haben die Ergebnisse aus dem Seminar mit Gartentherapeutin Stefanie Herrmann für Sie zusammengefasst.

Hochbeet mit Zitronen-Thymian

Der hauseigene Garten bietet zahlreiche Möglichkeiten, Menschen mit Demenz zu aktivieren. Er fördert die Grob- und Feinmotorik der Hände und unterstützt die Mobilität der Seniorinnen und Senioren. Die hauswirtschaftliche Aktivierung im Garten regt zudem die Sinne "Sehen", "Hören", "Schmecken", "Riechen" und "Tasten" an. Das Bayerische Naturschutzgesetz (BayNatSchG) gewährt jedem Menschen ein Recht auf Naturgenuss (Art. 26): (1) Jedermann hat das Recht auf den Genuss der Naturschönheiten und auf die Erholung in der freien Natur. (2) Dieses Recht wird nach Maßgabe des Art. 141 Abs. 3 der Verfassung und der folgenden Bestimmungen dieses Teils gewährleistet; weitergehende Rechte auf Grund anderer Vorschriften bleiben unberührt.

Wissenschaftliche Betrachtungen bestätigen:

  • Natur senkt das Stresshormon-Level.
  • Ohne Stimulierung aus der natürlichen Umwelt erleidet der Mensch physische und psychische Störungen.
  • Der Aufenthalt im Freien stärkt das Immunsystem (Vitamin-D-Bildung).
  • Heilung nach Operationen beschleunigt sich schon allein durch den Blick in die Natur.

Der Garten fördert die Grob- und Feinmotorik der Hand. Er unterstützt somit die Mobilität der Seniorinnen und Senioren. In der Bildergalerie sehen Sie typische Griffe bei der Gartentherapie.

Der Hakengriff fördert die Grobmotorik.
Auch der grobe Spitzgriff, wie beim Blumen pflücken, ist gut für die Grobmotorik.
Den sphärischen Griff nutzt man beim Steine aufheben.
Der feine Spitzgriff fördert die Feinmotorik
Den Schlüsselgriff wendet man beim Entfernen von Beetschilder an.
Der Hakengriff fördert die Grobmotorik.
Auch der grobe Spitzgriff, wie beim Blumen pflücken, ist gut für die Grobmotorik.
Den sphärischen Griff nutzt man beim Steine aufheben.
Der feine Spitzgriff fördert die Feinmotorik
Den Schlüsselgriff wendet man beim Entfernen von Beetschilder an.

Praktische Ideen zur Umsetzung

Beispiel 1: Den Garten mit allen Sinnen erleben

Regen Sie die Seniorinnen und Senioren an: Was sehen wir im Garten (z. B. Insekten, Menschen bei der Arbeit, erntereifes Obst/Gemüse)?. Was hören wir im Garten (z. B. Wind, Tiere, Quietschen des Gartentors, Rasenmäher etc.)? Was riechen wir (z. B. Kräuter – eventuell an Blättern reiben, Blumen etc.)? Wie fühlt sich der Untergrund an, auf dem wir laufen (weich, hart; Steine oder Gras)? Auch Themenspaziergänge bieten sich zur Aktivierung an. Geben Sie den Seniorinnen und Senioren Impulse zum Sehen, Hören, Riechen oder Tasten. Verteilen Sie Aufträge. Die Seniorinnen und Senioren sollen beim Spaziergang zum Beispiel gelbe, blaue, rote Dinge oder Wasserstellen suchen.

Zwei Personen mischen Kräutersalz mit gehakten Kräutern.

Beispiel 2: Jahreszeitliche Aktivierung

Auch jahreszeitlich können Sie die Seniorinnen und Senioren aktivieren. Säen Sie im Frühjahr gemeinsam Samen aus, bepflanzen Sie Hochbeete oder pressen Sie gemeinsam mit den Seniorinnen und Senioren Blumen. Der Sommer eignet sich für Tätigkeiten wie Unkraut jäten oder Kräutersalz und Rosenzucker zubereiten. Im Herbst können Sie die motorischen Fähigkeiten durch das Sammeln von Blättern, Zweigen oder Kastanien fördern. Auch Vorratshaltung und Kuchen backen sind herbstliche Aktivitäten. Richten Sie im Winter Vogelfutterplätze mit den Seniorinnen und Senioren ein oder organisieren Sie eine Teestunde mit Geschichten.

Susanne Binder machte 2022 ihren Abschluss zur Fachhauswirtschafterin. Für ihre Abschlussarbeit hat sie gemeinsam mit Seniorinnen und Senioren einer Erlanger Pflegeeinrichtung, Mini-Gewächshäuser angebaut. Im Beitrag erklärt sie, wie das Menschen mit und ohne Demenz aktivieren kann.

Seniorin gießt Samen in einem selbstgebastelten Blumentopf.

Die Arbeit in einem Mini-Gewächshaus kann im Innenraum erfolgen. Die Einrichtung benötigt keine eigene Gartenanlage. Ein Mini-Gewächshaus bietet den Seniorinnen und Senioren zu jeder Jahreszeit Möglichkeiten, sich zu beschäftigen – ob Kräuteranzucht, Frühjahrsblüher vorziehen oder Stecklinge setzen. Die Seniorinnen und Senioren können sich aktiv in den Arbeitsprozess einbringen. Dabei gibt das Gewächshaus den Seniorinnen und Senioren die Möglichkeit, mit Pflanzen und Natur in Kontakt zu kommen, was sich positiv auf das Wohlbefinden auswirkt. Die Beschäftigung mit einem Mini-Gewächshaus spricht besonders die Sinne "Sehen", "Riechen" und "Schmecken" an. Faltarbeiten für die Anzuchttöpfe und Erdarbeiten fördern die Feinmotorik der Hände.

Jeder Mitwirkende erhält eine eigene Pflanzwanne. Diese grenzt den Arbeitsbereich ab. Die vorbereiteten Materialien liegen bereit und sorgen für Orientierung bei den Bewohnerinnen und Bewohnern. Die unten beschriebenen, eingesetzten Arbeitsmaterialien sind gesundheitlich unbedenklich, hochwertig, in der Handhabung erprobt und fördern die Feinmotorik, die Koordination und die Erinnerung.

Beim Anfertigen der Anzuchttopfe beginnt das Gespräch mit den Seniorinnen und Senioren. Mögliche Fragen können sein:
  • Was haben Sie zu Hause eingepflanzt?
  • Was war Ihnen wichtig im Garten?
  • Hatten Sie ein Gewächshaus?
  • Worauf mussten Sie achten?
  • Wer hat das Gießen zu Hause übernommen?

Materialien:

Für die Gewächshäuser benötigen Sie pro Person:
  • eine Pflanzwanne
  • eine Topfpresse
  • Zeitungspapier
  • ein Mini-Gewächshaus
  • (Kräuter-)Samen
  • eine kleine Gießkanne
  • Schürzen
  • Kräuterstecker

Anleitung:

Arbeiten Sie gemeinsam mit den Senioren, machen Sie einzelne Tätigkeiten vor, leiten Sie die Senioren an und erklären dabei einzelne Arbeitsschritte.
  1. Mithilfe der Topfpresse aus Zeitungspapier Anzuchttöpfchen falten.
  2. Die Töpfchen mit Anzuchterde füllen.
  3. Die Töpfchen auf den Boden des Mini-Gewächshauses stellen.
  4. Samen in die Erde drücken.
  5. Leicht angießen.
  6. Das Mini-Gewächshaus mit der Haube schließen.
  7. An einen hellen und sonnigen Ort stellen.