Aktuelle Situation
Laut Leistungsbericht des Verbands "Die Papierindustrie e. V." wurden im Jahr 2022 zirka 1,48 Mio. t Hygienepapiere in Deutschland verbraucht. Neben Toilettenpapier, Servietten oder Taschentüchern gehören auch Einweg-Papierhandtücher dazu. Dieser hohe Verbrauch führt nicht nur zu großen Müllbergen, sondern erzeugt auch hohe Kosten für Unternehmen oder öffentliche Einrichtungen.
Die öffentliche Wahrnehmung stuft Papier häufig als ökologisch verträglicher ein. Pauschal lässt sich das aber nicht beurteilen. Wie verträglich Papier ist, hängt von seiner Erzeugung und der Verwendung ab. Um die Vor- und Nachteile von Papierhandtüchern vergleichen zu können, lohnt sich auch ein Blick auf andere Systeme der Händetrocknung.
Welche Möglichkeiten der Händetrocknung stehen zur Verfügung?
Einweg-Papierhandtücher aus Primärfasern mit mechanischem Spender
Einweg-Papierhandtücher aus Sekundärfasern (Recycling) mit mechanischem Spender
Baumwoll-Endlosrollen
Warmluft-Gebläsetrockner
Jetstream-Trockner (Kaltluft)
Einweg-Papierhandtücher
Bei der Produktion von Einweg-Papierhandtüchern aus Primärfasern ist der Wasser-, Energie- und Ressourcenverbrauch sehr hoch. Der dafür benötigte gemischte Zellstoff stammt häufig aus Deutschland und dem Ausland. Hauptproduzenten sind Brasilien, Uruguay, Chile, Portugal und Finnland, wo der Holzeinschlag zum Teil in Urwäldern geschieht. Die Produktion von Recyclingpapier benötigt im Vergleich zu neuem Papier lediglich 50 Prozent der Energie und 33 Prozent der Wassermenge. Beim Einsatz von Einweg-Papierhandtüchern sollte man daher vor allem Recyclingpapier verwenden und zugleich auf einen sparsamen Verbrauch achten.
Baumwoll-Endlosrollen
Die Produktion von Baumwolle ist äußerst aufwendig. Im Vergleich zu Papier wird Baumwolle vor allem in wasserknappen Gebieten wie Indien, Ägypten oder Marokko angebaut und muss stark bewässert werden. Zusätzlich zum Anbau benötigt man auch große Mengen Wasser für die Herstellung und Reinigung von Baumwolle. Ein Kilogramm Baumwolle verbraucht je nach Anbauart zwischen 11.000 und 23.000 Liter Wasser, zudem ist im konventionellen Baumwollanbau der Pestizid- und Düngemitteleinsatz sehr hoch: Etwa zehn Prozent des weltweiten Insektizidmarktes und fünf Prozent des Pestizidmarktes entfallen auf den Baumwollanbau.
Obwohl Baumwoll-Endlosrollen ein Mehrwegprodukt darstellen, können diese je nach Produktionsart in ihrer Umweltbilanz besser oder schlechter abschneiden als Einweg-Papierhandtücher. Daher ist es wichtig im Beschaffungsprozess Gütesiegel wie beispielsweise den "Blauen Engel" zu beachten, die eine nachhaltige Produktion sicherstellen.
Gebläsetrockner
Durch das Heizelement benötigen Warmluft-Trockner viel Energie. Wie sieht es aber mit Jetstream-Trocknern aus? Die Jetstream-Technologie setzt auf über 600 km/h schnelle Luftströme und verzichtet auf energieintensive Heizelemente. Die Trocknung der Hände erfolgt dabei mit Kaltluft. Dadurch bleiben Energieverbrauch und CO2-Ausstoß gering.
Würde man statt Strom aus konventionellem Strommix ausschließlich Strom aus regenerativen Energien verwenden, würde sich der CO2-Ausstoß fast dem Wert Null nähern. Somit ist der Jetstream-Trockner, im Vergleich zu den bisherigen Systemen der Händetrocknung, ökologisch im Vorteil.
Bisherige Untersuchungsergebnisse
chemische Belastungen (Schadstoffe, Abwasser, Nährstoffeinträge etc.)
physikalische Belastungen (Lärm)
biologische Belastungen (Krankheitserreger)
Ressourcenverbrauch (fossile Energieträger, biotische Rohstoffe, Wasser, Naturraum, etc.)
Störfälle/Unfälle
Dabei schnitten Warmluft-Trockner am schlechtesten und Kaltluft-Trockner (Jetstream) am besten ab. Einweg-Papierhandtücher sowie Baumwoll-Endlosrollen bewegten sich im Mittelfeld.
Ergebnisse weiterer Studien
Andere Untersuchungen zeigen: Die Rangfolge der Trocknungssysteme kann, abhängig von den Rahmenbedingungen der jeweiligen Studie, variieren. Sieht man sich z. B. lediglich die Kategorie der Treibhausgase an, dann schneidet Baumwolle geringfügig besser ab als Recyclingpapier. Eine ältere Untersuchung aus dem Jahr 2006 ergab, dass Baumwollhandtuchrollen eine 50 Prozent geringere Gesamtumweltbelastung aufweisen als Recycling-Papiertücher. Eine weitere Studie von Textilverbänden aus dem Jahr 2016 sah den ökologischen Vorteil ebenfalls bei den Baumwollhandtuchrollen, da sie bis zu 95 Prozent weniger Abfall erzeugen als Papierhandtücher und energieschonender in der Produktion sind. Die Autorinnen und Autoren der Studie weisen aber darauf hin, dass dies nur zutrifft, wenn man die Baumwollhandtuchrolle bis zu 100-mal waschen kann.
Parameter der Studien
Die genannten Studien treffen grundlegende Annahmen, die die Basis für die ermittelten Ergebnisse bilden (sog. Parameter). Doch stellt sich die Frage, ob diese Annahmen auch der Praxis standhalten. Eine der getroffenen Grundannahmen besagt z. B., dass zwei Handtücher ausreichen, um die Hände effektiv zu trocknen. In der Realität variiert diese Menge allerdings. Auch können z. B. Anwendungsfehler (wie bei der Baumwollhandtuchrolle) in der Praxis zu vorzeitigem Verschleiß und einem früheren Austausch führen. Der Praxistest solcher Grundannahmen ist somit entscheidend, um zu validen Schlussfolgerungen zu gelangen.
…und wie sieht es mit der Hygiene aus?
Idealerweise sollten Systeme zur Händetrocknung nicht nur umweltfreundlich, sondern auch hygienisch sein. Ein Fachartikel aus dem Jahr 2020 verglich 293 Studien, um zu beurteilen, ob Jetstream-, Warmlufttrockner, Papier- oder Stoffhandtücher hygienischer seien. Die unterschiedlichen Studiendesigns führten allerdings zu heterogenen Ergebnissen, weshalb sich nicht klar sagen lässt, welche Methode die beste ist. Einige Studien äußerten Bedenken bezüglich der Verwirbelung von Bakterien in der Luft durch Gebläsetrockner, insbesondere in sensiblen Bereichen wie Krankenhäusern.
Nach derzeitigem Wissensstand geht das höchste Infektionsrisiko von kontaminierten Flächen wie Druckknöpfen von Seifenspendern oder Gebläsetrocknern aus. Fehlt die Geduld, Gebläse bis zur vollständigen Trocknung der Hände zu nutzen, können sich Keime gut ausbreiten. Bakterien halten sich nämlich eher auf feuchten als auf trockenen Händen oder Oberflächen auf. Die Autorinnen und Autoren der Artikel betonten daher, dass das Wichtigste ist, die Hände gut abzutrocknen.
Ein Blick auf die finanzielle Seite
Wie hoch sind die Anschaffungspreise der jeweiligen Systeme zur Handtrocknung? Welche laufenden Kosten fallen an?
Erhält der Betrieb, wie beim Papier, z. B. nur eine Ersatzlieferung?
Muss der Betrieb, wie im Falle der Baumwollhandtücher, die Handtuchrolle zwischenlagern?
Fallen für die benutzten Baumwollhandtuchrollen Transportkosten zur Wäscherei an?
Wie regelt der Betrieb das Waschen der Handtuchrollen finanziell?
Wie hoch sind die aktuellen Strompreise? Rentiert sich ein Gebläsetrockner auch bei höheren Strompreisen?
Wie lange benötigen Personen im Durchschnitt, um ihre Hände trocken zu föhnen?
Wie hoch ist der zusätzliche Aufwand für das Personal?
Wie häufig muss das Personal Papierhandtücher nachfüllen und die Papierkörbe leeren?
Bei unsachgemäßer Handhabung kann sich die Baumwollhandtuchrolle verdrehen. Ist ausreichend Personal vorhanden, welches das zügig in Ordnung bringen kann?
Fazit
Der Jetstream-Trockner liegt aus ökologischer Sicht im Vorteil. Für die weiteren Methoden zur Händetrocknung lässt sich keine klare Rangfolge festlegen, da hierauf verschiedene Faktoren, zum Beispiel die Rohstoffgewinnung oder die Langlebigkeit des Produkts, Einfluss nehmen.
Welche Methode sich zur Händetrocknung am besten eignet, hängt von den individuellen Rahmenbedingungen ab, zum Beispiel vom Personaleinsatz oder dem verfügbaren Budget.
Unabhängig davon, welche Wahl man trifft, ist es wichtig einen sinnvollen Umgang mit dem jeweiligen Händetrocknungssystem sicherzustellen. Betriebe sollten vor der Anschaffung klären, wie viele Papierhandtücher beispielsweise aus dem Spender kommen oder ob die Baumwollhandtuchrolle so genutzt werden kann, dass das Tuch nicht verdreht und eine laufende Wartung notwendig wird. Eventuell muss man an dieser Stelle auch eine wirtschaftliche Entscheidung treffen und Anschaffungs-, Folge- sowie Personalkosten abwägen.
Quellen liegen am Kompetenzzentrum Hauswirtschaft vor.
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