Nachhaltigkeit im hauswirtschaftlichen Betrieb

Immer mehr Unternehmen versuchen langfristig, nachhaltiger zu handeln. Konzepte in der professionellen Hauswirtschaft können hierfür als Vorbild dienen, denn nachhaltiges Handeln gehört seit jeher zu ihren Kernkompetenzen.

Aktualisiert am: 11.09.2024
Erstellt von: Kompetenzzentrum Hauswirtschaft (KoHW)
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Eine junge Pflanze mit Icons zu hauswirtschaftlichen Bereichen drumherum

Die Hauswirtschaft umfasst die strukturierte Planung und Organisation bestimmter Aufgaben in einem Unternehmen, zum Beispiel die Reinigung und Wäscheversorgung, die Verpflegung oder die Ausbildung von Fachkräften. Hauswirtschaft bedeutet, verschiedene Gruppen von Menschen, wie beispielsweise Seniorinnen und Senioren, Kinder oder Hotelgäste, bestmöglich zu versorgen. Professionelle Hauswirtschaft integriert seit jeher die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit in ihre Tätigkeiten. Bei der Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen können sich Betriebe an zwei Modellen orientieren: zum einen an den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN ("Sustainable Development Goals" – SDG), zum anderen an den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit.

Gibt man den Begriff Nachhaltigkeit in eine Suchmaschine ein, beziehen sich viele Ergebnisse auf den ökologischen Aspekt: Es geht um das Schonen der Ressourcen, das Bewahren der Ökosysteme und um den Umweltschutz. Das spiegelt auch das Verständnis von Nachhaltigkeit in der Gesellschaft wider. Doch Nachhaltigkeit ist auch in anderen Bereichen relevant wie das Nachhaltigkeitsdreieck zeigt:

Nachhaltigkeitsdreieck mit seinen Dimensionen ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit.

Das Dreieck vereint die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Es wurde in den 1990er Jahren entwickelt und beschreibt, dass die drei Dimensionen eine Einheit bilden, die man nicht voneinander abspalten darf. Diese Einheit muss jedoch nicht in Harmonie zueinander stehen, sondern kann auch ein Verhältnis von Abhängigkeiten und Spannungen darstellen. Im Berufsalltag muss man diese drei Dimensionen oft abwägen. Die Hauswirtschaft tut das per Definition und agiert somit grundsätzlich im Sinne der Nachhaltigkeit.

1. Die soziale Dimension

Hand hält Haus, außen herum sind Icons zum Thema soziale Nachhalatigkeit Cross Media Solutions

Soziale Nachhaltigkeit setzt den Menschen in den Mittelpunkt. Im Bereich der Unternehmen findet man häufig auch den Begriff "Corporate Social Responsibility" (CSR). Betriebe, die danach handeln, ermöglichen Aus- und Fortbildung, übernehmen Verantwortung für ihre Arbeitnehmerinnen und -nehmer, Bewohnerinnen und Bewohner, Kundinnen und Kunden, unterstützen Familien und erleichtern z. B. den Wiedereinstieg in den Berufsalltag. Sie schaffen Möglichkeiten für Integration und Inklusion und achten in der Beschaffung auf die Kriterien des fairen Handelns. Soziale Nachhaltigkeit hat nicht nur positive Auswirkungen auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Bewohnerinnen oder Bewohner, sondern auch auf das Unternehmen selbst. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer achten bei der Jobsuche vermehrt auf soziale und ökologische Kriterien. Unternehmen, die danach handeln, steigern ihre Attraktivität für Arbeitnehmende. Zudem zeigte eine Studie aus dem Jahr 2020, dass Unternehmen, die großen Wert auf Diversität legen, profitabler sind.

2. Die ökologische Dimension

Eine junge Pflanze im Glas, davor in Scrabble-Buchstaben der Schriftzug "Nachhaltig".

Umweltprobleme wie Klimawandel, Ressourcenknappheit und Biodiversitätsverlust werden immer drängender. Um einen positiven Beitrag zur Umwelt zu leisten,, müssen Unternehmen ihre Aktivitäten im Einklang mit ökologischen Prinzipien gestalten. Dabei können sich Betriebe verschiedener Branchen die Hauswirtschaft zum Vorbild nehmen, denn die Hauswirtschaft geht seit jeher bewusst mit Ressourcen um (z. B. sparsamer Einsatz von Wasser und Energie), nutzt zeitgemäße Verfahren (z. B. bei der Waschtechnik), achtet in der Beschaffung auf nachhaltige Strategien (z. B. regional, saisonal, bio), fördert betriebsintern das Bewusstsein für nachhaltiges Handeln (z. B. durch Schulungen des Personals) und handelt im Sinne der Kreislaufwirtschaft (z. B. durch Recycling).

Aufgestapelte Münzen, dahinter eine junge Pflanze.

3. Die ökonomische Dimension

Die ökonomische Dimension umfasst nachhaltiges Wirtschaften. Dabei ist es einerseits wichtig, Gewinne zu erzielen, um Investitionen zu tätigen oder um Personal bezahlen zu können, andererseits sollte die Profitsteigerung nicht zu Lasten sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit gehen. Ein Punkt, den Unternehmen in der Praxis häufig vernachlässigen. Dabei kann die ökonomische Dimension auch mit der sozialen und ökologischen Dimension Hand in Hand gehen. Ressourcen zu schonen lohnt sich auch finanziell. Wird zum Beispiel weniger Strom durch energieeffiziente Geräte verbraucht, sinken die Kosten.

Auch im ökonomischen Bereich denkt Hauswirtschaft längerfristig, denn sie…
  • geht mit den vorhandenen finanziellen Ressourcen auf die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner, der Gäste oder Kundinnen und Kunden ein.
  • bietet durch Ausbildungs- und Arbeitsplätze Zugang zu bezahlter Arbeit.
  • ist ein Erfolgsfaktor für das Gelingen großer Teile des Care- und Sozialmarktes, des Beherbergungssektors, der Außer-Haus-Verpflegung sowie der Alltagsgestaltung in Privathaushalten.
  • entlastet Privathaushalte und ermöglicht Teilhabe am Arbeitsmarkt für Eltern oder pflegende Personen. Das hat positive Auswirkungen auf die Gesellschaft und Volkswirtschaft, z. B. Reduzierung des Fachkräftemangels, Wertschöpfung und Stärkung der Wirtschaftskraft.

Kacheln mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN United Nations

Im Jahr 2015 hat die Weltgemeinschaft die "Agenda 2030" verabschiedet. Diese beinhaltet 17 globale Ziele für Nachhaltigkeit. Dieses internationale Abkommen umfasst die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit und soll weltweit ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. Um die Ziele bis zum Jahr 2030 umsetzen zu können, ist es besonders wichtig, sich den schwächsten Ländern und Gesellschaftsschichten anzunehmen. Eine detaillierte Beschreibung der Nachhaltigkeitsziele ist auf der Webseite der UN zu finden. Für hauswirtschaftliche Betriebe sind besonders die Ziele 1 und 3 sowie 4 bis 8 relevant.

Ziel 1: Keine Armut, z. B.:
  • faire Entlohnung
  • faire Beschaffung von z. B. Lebensmitteln (Kaffee, Kakao, ...), Textilien etc.
Ziel 3: Gesundheit und Wohlergehen, z. B.:
  • Schulung des Personals zu Arbeitssicherheit, Ergonomie und Umgang mit Chemikalien
  • ergonomische Arbeitsgeräte, Schutzkleidung oder möglichst verträgliche Reinigungsmittel
  • betriebliche Gesundheitsförderung/Präventionskurse (z. B. Yoga, Stressmanagement, …)
Ziel 4: Hochwertige Bildung, z. B.:
  • regelmäßige Fortbildungen zu unterschiedlichen hauswirtschaftlichen Themen
  • duale hauswirtschaftliche Ausbildung im Betrieb
  • Weiterbildungen außerhalb des hauswirtschaftlichen Bereichs, z. B. Gesundheit, ökologische Nachhaltigkeit, ...
  • berufsbegleitende Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten, z. B. zur Hauswirtschafterin, zum Hauswirtschafter, zur Meisterin oder zum Meister
Ziel 5: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum, z. B.:
  • respektvoller Umgang mit dem Personal
  • gute Arbeitsbedingungen, z. B. durch flexible Arbeitszeiten, konstruktive Konfliktlösung, Möglichkeiten für das Personal, sich mit Ideen einzubringen
  • Arbeitsverträge entsprechend gesetzlicher Standards
Ziel 6: Nachhaltiger Konsum und Produktion, z. B.:
  • Regelmäßige Mitarbeiterschulungen hinsichtlich effizienter Reinigungs- oder Zubereitungstechniken (z. B., um Energie oder Reinigungsmittel zu sparen)
  • Beschaffung nach ökologisch-nachhaltigen Kriterien, z. B. EU Eco-Label, Nordic Swan, Bio-Zertifikat, …
  • Dosierhilfen oder Dosieranlage
  • energiesparende Geräte, z. B. in der Küche
Ziel 7: Maßnahmen zum Klimaschutz, z. B.:
  • Ergreifen von Maßnahmen, um während der Reinigung, Textilpflege oder Zubereitung von Speisen negative Umweltauswirkungen zu vermeiden/verringern.
  • Optional als Unternehmen: EMAS-Zertifizierung (Eco Management and Audit Scheme)
  • Recycling und Ressourcen schonen
Ziel 8: Partnerschaften, um die Ziele zu erreichen, z. B.:

Kompetenzpartnerschaften der Hauswirtschaft mit weiteren Professionen (z. B. Pflege, Pädagogik) und Leitungen bzw. Geschäftsführungen.

Nachhaltigkeit als Konzept für Betriebe

Möchten Betriebe nachhaltiger handeln, sollten statt Einzelmaßnahmen umfassendere Konzepte im Vordergrund stehen. Die Einführung nachhaltiger Maßnahmen im Betrieb erfordert eine strukturierte, projektorientierte Vorgehensweise. Diese umfasst z. B. die Analyse des Ressourcenverbrauchs, die Entwicklung messbarer Ziele, die Mobilisierung der Mitarbeitenden und die regelmäßige Überprüfung der Fortschritte, um langfristige positive Auswirkungen auf Umwelt, Mensch und die Unternehmensbilanz zu gewährleisten. Für eine erfolgreiche Umsetzung der Maßnahmen ist es notwendig, dass alle Professionen in einem Betrieb konstruktiv zusammenarbeiten.

Konzept: Nachhaltigkeit im hauswirtschaftlichen Betrieb

Reinigungsprozesse nachhaltig gestalten

EU-Richtlinie "Empowering Consumers For The Green Transition"

Verschiedene Labels zur Nachhaltigkeit

Im Jahr 2022 hat das Europäische Parlament mit seiner Richtlinie "Empowering Consumers For The Green Transition" eine Regulierung von umweltbezogenen Werbeaussagen und Nachhaltigkeitssiegeln beschlossen. Bis das Gesetz in Kraft tritt, muss man nachhaltige Werbeaussagen weiterhin kritisch betrachten. Im Beitrag fassen wir die wichtigsten Regelungen aus der Richtlinie zusammen.

EU-Richtlinie "Empowering Consumers For The Green Transition"

Nachhaltigkeit in der Wäschepflege

Wäschetrocknen im Freien – eine Methode für mehr Nachhaltigkeit im Betrieb?

Frau hängt Wäsche an einer Wäscheleine draußen auf. PantherMedia/Steklo_KRD

Hauswirtschaftliche Betriebe gestalten ihre Waschprozesse nachhaltig, indem sie u. a. die Wäschemenge reduzieren, Waschmittel ökologisch auswählen und sparsam dosieren sowie beim Trocknungsvorgang Energie sparen. Dazu gehört auch das Trocknen im Freien. Wir zeigen, welche Vorteile diese Maßnahme hat und was hauswirtschaftliche Betriebe beim Trocknen im Freien beachten sollten.

Wäschetrocknen im Freien – eine Methode für mehr Nachhaltigkeit im Betrieb?

Maßnahmen zur Reduktion von Verpackungsmüll in Betrieben

Abfallmanagement in hauswirtschaftlichen Betrieben

Ein gelber, zwei schwarze sowie ein grüner Müllcontainer vor einem hauswirtschaftlichem Betrieb KoHW

Effektives Abfallmanagement spielt eine wichtige Rolle beim nachhaltigen Handeln im hauswirtschaftlichen Betrieb. Es geht nicht nur um die Reduktion der Müllmenge, sondern auch um eine ordnungsgemäße Entsorgung der Abfälle als Vorbereitung zum Recycling. Ein gutes Abfallmanagement ist sowohl ökologisch sinnvoll als auch kostensparend. Wir stellen Maßnahmen und Beispiele aus der Praxis vor.

Abfallmanagement in hauswirtschaftlichen Betrieben

KoHW-Podcasts für hauswirtschaftliche Fachkräfte

Schriftzug Know-How mit einer Pflanze und einem Kopfhörer mit Mikrofon

Begleiten Sie Juliane Fuchs bei ihren Recherchen. Der Journalistin ist ein nachhaltiger Lebensstil wichtig. Da sie im Alltag auf Kita, Hotel-Übernachtungen und Außer-Haus-Mahlzeiten angewiesen ist, fragt sie sich, wie diese Einrichtungen Nachhaltigkeit umsetzen und hat sie interviewt. Hauswirtschaftliche Fachkräfte erhalten aus den Podcasts wertvollen Input aus der Praxis zur Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen im eigenen Betrieb.

KoHW-Podcasts für hauswirtschaftliche Fachkräfte

Kiste mit verschiedenen Obst- und Gemüsesorten KoHW

Dass sich eine nachhaltige Verpflegung auch in der Versorgung größerer Personengruppen umsetzen lässt, zeigen viele hauswirtschaftliche Betriebe wie Kitas, Gästehäuser oder Seniorenheime. Dafür arbeiten die Einrichtungen mit regionalen Lieferfirmen zusammen, die ihre Produkte zusätzlich auch in Bio-Qualität anbieten. Wichtig ist den Einrichtungen zudem eine Speiseplan-Gestaltung mit pflanzlichen Komponenten und saisonalen Produkten. Möchten Sie Ihren Betrieb ebenfalls auf eine nachhaltige Verpflegung umstellen? Das Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) bietet Unterstützung in Form von Coachings, Arbeitskreisen und Fachtagungen an.

Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) externer Link

Weiterführende Informationen zum Thema "Nachhaltigkeit"

Ergänzende Informationen zum Thema "Nachhaltigkeit" finden Sie beispielsweise auf den Seiten des Umweltbundesamts (UBA) oder des Infozentrums Umweltwirtschaft (IZU).

Quellen

Quellen liegen am Kompetenzzentrum Hauswirtschaft (KoHW) vor.

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