Durch Bodenordnung zum Hochwasserschutz

Die Wassermassen lokaler Starkregenereignisse werden umgeleitet und das Dorf bleibt von Schäden verschont

Aktualisiert am: 28.09.2023
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Mitterndorf aus der Vogelperspektive mit eingezeichnetem Verlauf des Umgehungsgerinnes zur Hochwasserfreilegung des Dorfes.

Endlich können sich die Anwohner am Mitterndorfer Bach sicher fühlen. Die Gefährdung durch Hochwasser gehört der Vergangenheit an. Möglich gemacht hat dies die Anlage eines 600 m langen Umgehungsgerinnes, das die Wassermassen bei Starkregenereignissen an der Ortschaft vorbei leitet. Realisiert werden konnte dies Dank des Engagements der Teilnehmergemeinschaft Dorferneuerung Neßlbach und des Marktes Winzer sowie durch die Mitwirkungsbereitschaft der berührten Grundbesitzer, die die Flächen im Rahmen des Bodenmanagements zur Verfügung stellten.

Überschwemmte Ortslage; Feuerwehrmann watet durch knietiefes Wasser

Überschwemmungsgefahr

Durch lokale Starkregenereignisse waren die Mitterndorfer Bürger mehrmals jährlich von Überschwemmungen geplagt. Grund waren schnell anschwellende Niederschlagsmassen von bis zu 15 m3/s aus den östlich der Ortschaft gelegenen, steil ansteigenden Seitenhängen des Donautals. Für solche Wassermassen ist der Durchflussquerschnitt des Baches zu gering. Zudem wirkten zahlreiche private Überfahrten wie Barrieren. Durch massive Zaunsockel oder mit Leitblechen entlang der Einfriedungen versuchten sich die Bewohner gegen die Wassermassen zu schützen. Bei vielen Anwesen lagen ganzjährig Sandsäcke neben den Eingangstüren bereit, um z. B. bei Sommergewittern schnell reagieren zu können.

Das Leitbild

Bereits bei der Entwicklung des Leitbildes zur Dorferneuerung wurde von den Bürgern der Hochwasserschutz in den Mittelpunkt gerückt. So findet man im Leitbild zur Dorferneuerung Neßlbach unter der Rubrik „Gewässer“ als vordringliche Aufgaben die Rückhaltung der Wassermassen vor Mitterndorf, die Schaffung von naturnahen Retentionsräumen sowie die Beseitigung von abflussbehindernden Einbauten und Engstellen.

Erste Ansätze zur Lösung lieferte eine bereits vor Anordnung der Dorferneuerung vom Markt Winzer in Auftrag gegebene Studie zum Hochwasserschutz im Gemeindegebiet. Für Mitterndorf sah diese Studie die Errichtung mehrerer hintereinander angeordneter Rückhaltebecken vor. Wie sich jedoch bald herausstellte, konnte dieser Lösungsansatz sowohl aus naturschutzrechtlichen Gründen als auch wegen Problemen beim Grunderwerb nicht realisiert werden. In intensiven Gesprächen und mehreren Ortsterminen zwischen Teilnehmergemeinschaft und dem Markt Winzer wurde die gemeinsame Idee eines „Hochwasser-Bypasses“ entwickelt.

Der Hochwasserschutz

Mitterdorder Bach entlang eines Weges und von Häusern – er führt wenig Wasser, sein Profil für einen Abfluss von 1,5 m³/s ist artenreich begrünt

Zur Beseitigung der Überschwemmungsgefahr legte die Teilnehmergemeinschaft in Zusammenarbeit mit der Wasserwirtschaftsverwaltung und dem Markt Winzer das Umgehungsgerinne an. Darin wird das Oberflächenwasser schadlos um den Ortskern herumgeführt. Eine Restwassermenge von bis zu 1,5 m3/s verbleibt im Mitterndorfer Bach. So bleibt der Bach ein belebendes, dauerhaft wasserführendes Element im Dorf, stellt aber keine Gefahr mehr da. Um die Situation im Unterlauf des Baches nicht zu verschärfen, werden die Wassermassen in einem Rückhaltebecken aufgefangen und zeitlich verzögert dem „Neßlbacher Randkanal“ zugeführt. Da das Umgehungsgerinne nur bei größeren Regenereignissen Wasser führt, wurde es, soweit mit den wasserbautechnischen Anforderungen vereinbar, in naturnaher Bauweise erstellt. So fügen sich Gerinne und Rückhaltebecken harmonisch in die umgebende Landschaft ein. Durch die geschickte Nutzung der Topographie funktioniert der Hochwasserschutz ohne kosten- und wartungsintensive technische Bauwerke, was vor allem den kommunalen Haushalt entlastet. Die Bereitstellung der erforderlichen Flächen für Umgehungsgerinne und Rückhaltebecken erfolgte im Rahmen der Dorferneuerung. So konnten insgesamt 2,3 ha für die Hochwasserschutzmaßnahme erworben bzw. durch Bodenordnung an die richtige Stelle verlegt werden.

Umgehungsgerinne, das Wasser gefahrlos am Ortsrand vorbeiführt; Wall und Überlaufbereich aus großen Steinen verringern Abflussgeschwindigkeit und Erosion der Sole

Fazit

Mit dem neuen Umgehungsgerinne und der Zwischenpufferung der Wassermassen in einem Rückhaltebecken ist es gelungen, einen Hochwasserschutz nach den Bemessungen eines 75-jährlichen Ereignisses zu erreichen. Kurz nach Fertigstellung der Anlagen erfolgte bereits ein erster Test. Die Umleitung der Wassermassen funktionierte dabei wie erhofft. Davon konnten sich die Bürger überzeugen, ohne einmal mehr im Eiltempo Sandsäcke schleppen zu müssen.