Im Jahr 1987 entdeckte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in Waging 240 Gräber aus dem 6. und 7. Jahrhundert. Die Funde – vielfältige Grabbeigaben von Waffen, Kunstobjekten, Schmuck und Stoffen bis zu Gegenständen des alltäglichen Lebens – gewährten tiefe Einblicke in das Leben und Wirken der Baiuvaren im frühen Mittelalter. Um die Funde für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, eröffnete 1997 im Gebäude der Tourist-Information Waging am See das Baiuvarenmuseum. Die Sammlung von etwa 400 Exponaten befindet sich heute im Besitz der Archäologischen Saatssammlung München, die für den Erhalt der Funde verantwortlich ist.
Neuanfang dank Förderung durch LEADER
2014 musste das Museum geschlossen werden, um die Sanierung der Räume und eine Restaurierung der Funde auf den Weg zu bringen. Die Archäologische Staatssammlung München entwickelte mit dem Verein "Heimatpflege und Kultur Waginger See" eine wissenschaftliche und gestalterische Neukonzeption des Museums. Auch die Waginger Bürger waren eingeladen, sich bereits in der Planungsphase aktiv einzubringen. Um die Räumlichkeiten architektonisch anzupassen und die Präsentation der Ausstellung zeitgemäß zu gestalten, wurde der Umbau durch das europäische LEADER-Programm zur Entwicklung des ländlichen Raumes gefördert. Auf gut 170 Quadratmeter Gesamtfläche erwartet die Besucher im neu eröffneten Museum eine lehrreiche, unterhaltsame Zeitreise. Vitrinen, Schaukästen, Displays und figürliche Darstellungen beleuchten die baiuvarische Entwicklungsgeschichte bis zur Christianisierung. Besonderer Wert wurde auf die wissenschaftlich belegte, jedoch allgemein verständliche Dokumentation der historischen und archäologischen Zusammenhänge gelegt. Anschauliche Zeitleisten dokumentieren die Parallel-Entwicklungen der Waginger Baiuvaren mit den Geschehnissen der Weltgeschichte.
Gelebte Geschichte, zeitgemäß inszeniert
Besonders erfolgreich gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem Chiemgau-Gymnasium Traunstein. In künftigen Praxisseminaren werden die Gymnasiasten die Erstellung von Audiostationen und interaktiven Modulen sowie die Verwendung digitaler Medien erarbeiten. Auch die Einbindung im Museumsnetzwerk Chiemgau sowie die Vernetzung mit anderen regionalen bzw. touristischen Institutionen werden dauerhaft dazu beitragen, die Anziehungskraft der Zeitzeugen aus dem frühen Mittelalter nicht nur für Fachbesucher sondern auch für alle Gäste zu steigern. Mit Hilfe der LEADER-Förderung in Höhe von 76.500 Euro wird hier die Geschichte der Baiuvaren wieder lebendig. Ein echtes Muss für jeden echten Bayern, der etwas über seine baiuvarischen Stammväter erfahren möchte.
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