Die bewegte Geschichte des "Lagers Föhrenwald"
Das Lager Föhrenwald, zu dem das Badehaus gehörte, wurde ursprünglich von den Nationalsozialisten im Wolfratshauser Forst als Mustersiedlung für die Zwangsarbeiter der im benachbarten Geretsried betriebenen Rüstungsbetriebe errichtet. Gegen Kriegsende führte hier der KZ-Todesmarsch vorbei, bei dem tausende KZ-Häftlinge aus Dachau und seinen Außenlagern zu einem Evakuierungsmarsch in Richtung Süden gezwungen wurden, wobei einige der Überlebenden hier ihre ersten Tage in Freiheit erlebten.
Nach 1945 wurde Föhrenwald zu einem Lager für vorwiegend jüdische "Displaced Persons", die den Holocaust überlebt und in Föhrenwald vorübergehend Unterkunft gefunden hatten. Im Keller des Badehauses wurde das "Männerbrausebad" der Zwangsarbeiter in eine "Mikwe", ein jüdisches Ritualbad umgebaut. Als die letzten Juden Föhrenwald verlassen hatten und die katholische Kirche ab 1956 dort kinderreiche katholische Heimatvertriebene ansiedelte, erhielt der Ort den Namen "Waldram". Der "Badebau" wurde damals saniert und neu gestaltet. Im Jahr 2015 wurden dort wieder Asylsuchende aufgenommen und so hat der kleine Ort Waldram im Laufe der Jahrzehnte tausenden Menschen aus aller Welt eine vorübergehende Heimat geboten.
Dank LEADER bleibt die Erinnerung lebendig
Mit Hilfe einer LEADER-Förderung von mehr als 92.000 Euro und vielen weiteren Geldgebern konnte das Gebäude saniert und in ein außergewöhnliches Dokumentationszentrum umgewandelt werden. Für den Erhalt des Gebäude-Ensembles am Kolpingplatz haben sich neben dem Verein "Bürger fürs BADEHAUS Waldram Föhrenwald" auch der "Historische Verein Wolfratshausen" und die "Siedlungsgemeinschaft Waldram" sowie zahlreiche weitere Institutionen und Helfer eingesetzt. Nach sechs Jahren ehrenamtlicher Arbeit konnte diese einmalige Dokumentationsstätte dreier Epochen deutscher Zeitgeschichte im Oktober 2018 offiziell eröffnet werden. In den farblich abgegrenzten Ausstellungsräumen erwartet den Besucher eine Zeitreise durch rund 80 Jahre Migrationsgeschichte. Das Herzstück der Dauerausstellung sind Interviews mit Zeitzeugen, die an mehreren Medienstationen abgerufen werden können. In einem separaten Raum sind wechselnde Sonderausstellungen zu besichtigen. Das Badehaus Waldram ist nicht nur ein Ort der Erinnerung für alle Generationen. Hier wurde mit Hilfe von LEADER auch ein wahrhaft europäischer Ort für Begegnungen und Gespräche geschaffen.
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