Die "Fränkische Platte" im Nordwesten Bayerns, in der der künftige Naturwald liegt, wurde aufgrund ihres milden Klimas und ihrer fruchtbaren Böden schon in vorchristlicher Zeit besiedelt. Die wenigen großen Waldgebiete wie der Irtenberger Wald sind erhalten geblieben, da sie im ausgehenden Mittelalter fürstbischöfliches Jagdgebiet und damit vor Rodungen geschützt waren. Den Irtenberger Wald prägen Muschelkalk- und Lößböden, auf denen Buchenwälder mit natürlichen Eichenanteilen und ungewöhnlich vielen weiteren Mischbaumarten, u. a. Elsbeere, Speierling oder diverse Wildobstsorten, gedeihen. Die große Laubbaumartenvielfalt hat ihren Ursprung in der bis ins 19. Jahrhundert praktizierten Mittelwaldbewirtschaftung. Diese historische Waldnutzungsform begünstigte Baumarten wie Eiche, Hainbuche und Linde, die aus den Baumstümpfen der zur Brennholznutzung gefällten Bäume wieder austreiben können. Eichen ließ man auch zu stärkeren Dimensionen heranwachsen um sie als Bauholz und zur Schweinemast zu nutzen. Nadelholz war hierzu völlig ungeeignet und hat deshalb nie eine Rolle gespielt. Es ergaben sich reichhaltigste Mischungen natürlich vorkommender Laubbaumarten, auf die heute auch im Klimawandel große Hoffnungen gesetzt werden.
Lage, Größe und Ausformung
Zwischen Würzburg und der Grenze zu Baden-Württemberg liegt der 517 Hektar große, kompakt ausgeformte Naturwald Irtenberger Wald. Südwestlich des Autobahndreiecks Kist wird er im Norden und Osten durch die Autobahnen A3 und A81 und im Süden durch die Staatsstraße 578 begrenzt.
Die Feinabgrenzung auf großmaßstäbiger Karte erfolgt noch.
Charakteristische Waldlebensräume
Waldmeister-Buchenwälder
Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder
Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwälder
Charakteristische Arten mit Waldbezug
Bechsteinfledermaus, Mopsfledermaus und verschiedene andere Waldfledermausarten
Hohltaube
Verschiedene Spechtarten, wie Schwarz-, Mittel-, Kleinspecht
Halsbandschnäpper
Hirschkäfer
Zauneidechse
Besonderheiten
Hoheitssäulen
Kulturhistorisch interessierte Waldbesucher finden am Südwestrand, knapp außerhalb des Naturwaldes, das ehemalige Forsthaus Irtenberg und das ehemalige bayerische Zollamt – eine von mehreren Exklaven der Gemeinde Kist. Nicht unweit von hier befinden sich zudem zwei Hoheitssäulen aus dem Jahr 1584. Die über 4 m hohen Sandsteinsäulen sind Zeitzeugen der Rivalitäten zwischen dem Fürststift Würzburg und dem Kurfürstentum Mainz und markieren deren Grenze an der alten Weinstraße. Sie stehen südlich der Staatsstraße 578 von Kist nach Gerchsheim ca. 160 Meter südöstlich der Kreuzung in die Staatsstraße 2298 nach Oberaltertheim. An der Kreuzung befindet sich ein Hinweisschild zu den Säulen.
Naturschutzgebiet Blutsee-Moor
Im Waldgebiet östlich des Naturwaldes, jenseits der Autobahn A 81, liegt das Naturschutzgebiet Blutsee-Moor. Das seit 1941 geschützte Niedermoor beeindruckt u.a. durch den größten Schwingrasen Unterfrankens. Die Parkplätze, nahe der Autobahn-Anschlussstelle Gerchsheim an der Staatsstraße 578 von Kist kommend, bieten einen guten Startpunkt.
Erstes Pilzschutzgebiet Bayerns
Das erste Pilzschutzgebiet Bayerns wird von den Bayerischen Staatsforsten gemeinsam mit den Pilzfreunden Mainfranken unterhalten und lockt Pilzfreunde aus ganz Bayern in den Irtenberger Wald. Das Pilzschutzgebiet liegt in fußläufiger Entfernung vom Naturwald nördlich des NSG Blutsee-Moor (Zufahrt s. o.) und umfasst einen Hektar unbewirtschafteten Eichenwald mit einer besonders hohen Vielfalt an Pilzen.
Naturwälder erleben
Die natürliche, ungestörte Entwicklung der Naturwälder bietet die Möglichkeit, der Natur bei diesem spannenden Weg „über die Schulter zu schauen“. Hierfür stehen Besucherinnen und Besuchern Forststraßen und je nach Gebiet Parkplätze, Rad- und Wanderwege zur Verfügung. Fußgängern und Wanderern gilt hierbei der Vorrang.
Hinweis: Mehr Natur – mehr Totholz
In Naturwäldern wird die natürliche Entwicklung von Wäldern mit jungen, alten und absterbenden Bäumen geschützt. Ein erhöhter Totholzanteil ist hier durchaus erwünscht. Umfallendes Totholz und herabfallende Äste gehören zu waldtypischen Gefahren und können auf diesen Flächen in verstärktem Maße auftreten. Bitte seien Sie sich dieser waldtypischen Gefahren bewusst und verlassen Sie den Naturwald bei Wind umgehend. Der Besuch des Naturwaldes erfolgt auf eigene Gefahr.
Am Südwestrand des Naturwaldes bietet der Parkplatz am ehemaligen Forstamt und Zollamt an der Irtenberger Wiese eine gute Möglichkeit sein Auto für einen Besuch im Naturwald abzustellen. Der Parkplatz liegt an der Staatsstraße St 578 von Gerchsheim nach Kist, nahe der Abzweigung nach Oberaltertheim.
Im weiteren Verlauf der Staatsstraße 578 befinden sich nahe der Autobahn-Anschlussstelle Gerchsheim weitere Parkplätze.
Vom Parkplatz nahe der Autobahn-Anschlussstelle Gerchsheim aus führt ein Wanderweg in den Naturwald und quert ihn in Richtung Nordwesten auf rund 4 km Länge. Kurz vor der Gemeindeverbindungsstraße Altertheim-Waldbrunn endet der Naturwald und die Wirtschaftswälder des Irtenberger Waldes geginnen. Folgt man dem Wanderweg weiter, kann man die Wälder nach Norden bis zur Straße Wü 31 von Helmstadt nach Waldbrunn erkunden.
Ansprechpartner
Wollen Sie mehr über die Naturwaldfläche erfahren, stehen Ihnen das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg und der Forstbetrieb Arnstein als Ansprechpartner zur Verfügung.