(14. Juli 2022) München - Bei den Beratungen in Brüssel, ob die EU im kommenden Jahr auf die erstmalige Brachlegung von vier Prozent der Ackerflächen verzichtet, unterstützt die Bayerische Landwirtschaftsministerin ausdrücklich Agrarkommissar Janusz Wojciechowski, dies ohne enge Produktionsvorgaben zu tun. Die EU dürfe nicht zusehen, wie sich in Ostafrika und Teilen Asiens eine der schlimmsten Hungerkatastrophen der letzten Jahre anbahnt, die ganz besonders die schwächsten Glieder der dortigen Gesellschaft, wie zum Beispiel Kinder treffen wird. „Auch wenn die aktuellsten Signale ein bisschen Hoffnung geben, dass doch lebensnotwendiges Getreide auf dem Seeweg aus der Ukraine herausgebracht werden kann, sehen wir andererseits in weiten Teilen der Welt, bei unseren Nachbarn im Süden und auch in Deutschland teils dramatische Ernteeinbußen“, so Agrarministerin Michaela Kaniber. Es gehe ihr ausdrücklich nicht um ein Ausspielen verschiedener Krisen gegeneinander und nicht um weniger Klimaschutz und Biodiversität, wie Kaniber in München bekräftigte. „Aber weder hilft es den Hungernden in der Welt jetzt in dieser akuten Mangelsituation, wenn wir Europäer kurzfristig auf Fleisch verzichten, noch reicht es aus, allein mit einem Scheck helfen zu wollen.“ Bei weltweit wegen Knappheit stark angestiegenen Nahrungsmittelpreisen würde mehr Produktion das Angebot verbessern und den Preisanstieg zumindest bremsen helfen. „Auch ein gut gemeinter Rat der Bundesentwicklungsministerin, dass Entwicklungsländer selbst mehr Getreide anbauen sollen, trägt nur bedingt zur Lösung bei, wenn dort schwierige klimatische Bedingungen herrschen und bei uns in Europa hoch produktive Standorte verpflichtend stillgelegt werden. Wir müssen bereit sein, mit Lebensmitteln humanitäre Hilfe zu leisten und nicht nur mit Schecks oder theoretischen Ratschlägen“, so Kaniber weiter. Sie appellierte an den Bund und an Brüssel, jetzt der globalen Verantwortung gerecht zu werden. Kaniber: „Hunger bekämpfen ist nicht ein abstraktes Thema für Sonntagsreden. Hunger bekämpfen ist konkretes Handeln.“ Weder am drastisch voranschreitenden Klimawandel noch an der Biodiversität werde sich wegen eines zeitlich begrenzten Verzichts auf Brache ein Jota ändern. Dafür werde es auch in 2023 ein umfangreiches Bündel an Agrarumweltmaßnahmen geben, die sowohl Produktion als auch Umweltschutz auf der gleichen Fläche zuließen. „Wir in Bayern zeigen, dass Nachhaltigkeit und Nahrungsmittelerzeugung zusammengeht“, so Kaniber. Und weiter: „Das eine sind langfristige Entwicklungen, bei denen wir richtigerweise gegensteuern, das andere aber ist akute Hilfe für Menschen, die sonst unmittelbar vom Hungertod bedroht sind.“