(23. August 2022) München - Auch wenn die Niederschläge am Wochenende die Situation in Südbayern leicht entspannt haben: In Nordbayern blieben die ersehnten Regenfälle weitgehend aus. Die Natur und die Vegetation in großen Teilen Bayerns leiden daher weiterhin unter der Hitze und Trockenheit. „Dieser Sommer zeigt uns erneut, wie massiv der Klimawandel die Landwirtschaft in Bayern trifft“, kommentiert Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber die derzeitige Situation. Bei den Getreideerträgen gibt es auch in diesem Jahr wieder ein starkes Nord-Süd-Gefälle. Vor allem Franken und Teile der Oberpfalz sind von extremer Trockenheit betroffen, weil es hier einfach zu heiß ist und viel zu wenig regnet. Während die Wintergerste in Franken noch durchschnittliche Erträge liefern konnte, streuen die Erträge bei Winterweizen und Raps stark je nach Bodengüte und Niederschlagsverteilung. In Franken rechnen Experten beim Getreide teilweise mit bis zu 60 Prozent Ertragsverlust. Vor allem das Grünland und die Hackfrüchte (Zuckerrüben, Mais, Kartoffeln) leiden aktuell in weiten Teilen Bayerns wegen der ausgeprägten Trockenheit. Beim Mais wurde notgedrungen schon teilweise mit der Ernte begonnen – also fünf Wochen früher als üblich! Deutliche Mindererträge sind die Folge. Das Grünland vertrocknet, es findet kein Wachstum mehr statt. Eine ausgeprägte Futterknappheit in Nordbayern ist zu befürchten. Angesichts dieser zunehmenden Klimaveränderung steht der Freistaat den Bäuerinnen und Bauern mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen zur Seite. „Wir lassen unsere landwirtschaftlichen Betriebe mit diesen Klimaänderungen nicht allein, sondern unterstützen sie nach Kräften bei der Anpassung an diese massiven Folgen des Klimawandels“, so die Ministerin. Der Bereich „Anpassungsstrategien an den Klimawandel und Klimaschutz“ ist ein besonderer Forschungsschwerpunkt der Einrichtungen des Landwirtschaftsministeriums. Das Versuchs- und Bildungszentrum Schwarzenau wird derzeit zum Forschungs- und Demonstrationsstandort für eine Landwirtschaft in Trockenlagen ausgebaut. „Schwarzenau wird zum Zentrum des Wissenstransfers zum Thema Ackerbau in Trockenlagen. Das hohe Interesse der Praktiker zeigt uns, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind“, so Kaniber. Der Erhalt und Aufbau der Humusgehalte im Boden ist dabei ein zentraler Baustein zur Klimaanpassung in der Landwirtschaft. Beispielsweise entwickelt die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) dazu ein internetbasiertes Humus-Tool. Dieses soll die Landwirte dabei unterstützen, Maßnahmen zum Humuserhalt und Humusaufbau umzusetzen. Zudem bietet die LfL Landwirten mit akuter Futterknappheit Informationen über Alternativen in der Futterzusammenstellung an (www.lfl.bayern.de, Tierernährung). Die Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) forscht bereits seit Jahren intensiv zur ressourcenschonenden Bewässerung. Dabei wird mit Forschungseinrichtungen in Israel sowie führenden Unternehmen im Bereich der Bewässerungstechnik kooperiert. Die LfL unterstützt die privaten Züchtungsunternehmen bei der Züchtung von Sorten, die auch bei weniger Niederschlag weiterhin sichere Erträge bringen. Neue trockentolerantere Kulturarten wie die Hirse oder Augenbohne – eine afrikanische Leguminose – stehen hier verstärkt im Fokus der Forschung. Das Technologie- und Förderzentrum (TFZ) in Straubing führt bayernweite Versuche zur Trockentoleranz von Dauerkulturen im Bereich der Nachwachsenden Rohstoffe durch, beispielsweise Riesenweizengras und Switchgras zur Verwertung als Biogassubstrat. Außerdem verfügt das TFZ über langjährige Erfahrung mit der trockentoleranten Sorghumhirse, die auch in Deutschland als Biogassubstrat verwendet wird. Wie die Betriebe Wasser umweltverträglich gewinnen und ihre Flächen effizient und verlustarm bewässern können, erfahren sie in Informationsblättern. Die Entscheidungshilfen stellt das vom Ministerium geförderte „Bewässerungsforum Bayern“ der Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und landwirtschaftliches Bauwesen in Bayern den Betrieben bereit. An der LWG wurde zudem eine „Kompetenzstelle Bewässerung“ eingerichtet. Im Rahmen des neuen Kulturlandschaftsprogramms fördert das Landwirtschaftsministerium ab 2023 Maßnahmen mit positiven Effekten für den Humuserhalt und als Vorbeugung gegen Dürreauswirkungen. Dabei spielt die Risikostreuung über erweiterte Fruchtarten und Fruchtfolgen eine entscheidende Rolle. Zusätzlich gibt es auch weiterhin Zuschüsse für Investitionen in Tropfbewässerung in Weingärten, für den Bau von Speicherbecken und Pumpen zur Wasserbevorratung sowie zu digitaler Steuerungstechnik der Wasserversorgung im Freilandanbau. Darüber hinaus soll die bereits bestehende Unterstützung der betrieblichen Mehrgefahrenversicherungen im Obst- und Weinbau ab 2023 auch auf Ackerbau und Grünland ausgeweitet werden. Sie soll dann auch die Gefahr „Trockenheit“ miteinschließen.
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