Naturwald "Auwälder an der mittleren Isar"

Der Naturwald Auwälder an der mittleren Isar umfasst als größtes Auwaldschutzgebiet Bayerns rund 2.312 ha. Er verbindet auf rund 50 km Länge einen der artenreichsten Lebensräume vom Norden Münchens bis nach Landshut. Die Auwälder an der Isar sind ein naturraumübergreifender, vielfältiger, innig verzahnter Lebensraum von europäischem Rang. Eingebettet in das FFH-Gebiet „Isarauen zwischen Unterföhring und Landshut“ sowie das Vogelschutzgebiet „Vogelfreistätte Mittlere Isarstauseen“ umfassen die flussbegleitenden Waldflächen neben arten- und biotopreichen Auwäldern auch Offenlandlebensräume der Auen. Sie stärken mit ihrer natürlichen Entwicklung die Verbund- und Wanderachse Isar für Flora und Fauna von den Alpen bis zur Donauregion.

Aktualisiert am: 11.11.2022
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Die vielgestaltigen, baumartenreichen Auwälder sind geprägt durch das Wasserregime des zweitgrößten bayerischen Gebirgs- und Voralpenflusses. Je nach Wassereinfluss wachsen hier neben Esche, Stieleiche, Erlen, Feldahorn auch seltene Baumarten wie Schwarzspappel, Silberweide und Flatterulme. Auwälder gehören in Mitteleuropa zu den arten- und strukturreichsten Waldgesellschaften überhaupt und bieten in Verbindung mit Nebenbächen, Altarmen, Still-, Klein- und Kleinstgewässern sowie offenen Landflächen eine mosaikreiche Heimat für eine Vielzahl gefährdeter Arten: Schwarzpappel, Kammmolch, Gelbbauchunke, Waldorchidee Frauenschuh oder die seltene, nur wenige Millimeter große Schmale Windelschnecke. An die Lebensbedingungen im Auwald angepasste Vogelarten, wie Kleinspecht, Pirol, Grauspecht oder Wespenbussard haben hier ebenso ihre Heimat wie der Biber. Er hat sich seinen ursprünglichen Lebensraum zurückerobert. Spuren der „Burgherren“ sowie ihre Bauten können in dem Gebiet beobachtet werden. Sogenannte „Brennen“ werten als kleinflächige, baumfreie Trockeninseln das Gebiet für Pflanzen- und Tierarten, die sich auf einen warmen und trockenen Lebensraum spezialisiert haben, weiter auf.

Lage, Größe und Ausformung

Zwischen Garching bei München und Landshut erstreckt sich der Naturwald meist zu beiden Seiten der Isar über die vier Landkreise München, Freising, Erding und Landshut. Die Naturwälder bilden ein weitgehend zusammenhängendes grünes Band von 2.312 ha Größe entlang des Mittellaufes der Isar. In bis zu einem Kilometer Breite säumt der Auwald den Flusslauf auf einer Länge von insgesamt rund 50 Kilometern.

Charakteristische Waldlebensräume

Die Naturwälder sind von einer Vielzahl charakteristischer Wald-Wasser- und Offenlandlebensräume geprägt. Unter anderem kommen vor:
  • Hartholz-Auwälder mit Esche, Eiche, Ulme und Pappel
  • Weichholz-Auwälder mit Weide und Erle
  • Quell-Wälder
  • Auetypische Gewässerstrukturen wie Altarme, Klein- und Kleinstgewässer
  • Kleinflächige Offenland-Biotope auf Sonderstandorten, wie Brennen oder Quellen
Biberdamm im Naturwald "Auwälder der mittleren Isar" (© Felix Brundke) Felix Brundke
Biberdamm im Auwald
Höhlenbäume bieten vielfältige Lebensräume... (© Felix Brundke) Felix Brundke
Höhlenbaum
...genauso wie stehendes und liegendes Totholz (© Felix Brundke) Felix Brundke
Liegendes Totholz
Biberdamm im Naturwald "Auwälder der mittleren Isar" (© Felix Brundke)
Kleingewässer im Isar-Auwald (© Felix Brundke)
Die Isar - umgeben vom Auwald (© Felix Brundke)
Höhlenbäume bieten vielfältige Lebensräume... (© Felix Brundke)
...genauso wie stehendes und liegendes Totholz (© Felix Brundke)
"Brenne" mit Helmknabenkraut (© Felix Brundke)

Charakteristische Arten mit Waldbezug

Die strukturreichen, mit Totholz und Biotopbäumen angereicherten Wälder bieten abwechslungsreiche Lebensräume für eine Vielzahl heimischer, auwaldtypischer Arten:
  • Waldorchidee Frauenschuh
  • Biber
  • diverse Amphibien, u. a. Kammmolch, Springfrosch 
  • diverse Waldfledermausarten
  • Grauspecht, Wespenbussard, Turteltaube
  • Pirol 
  • Kleinspecht
  • Mittelspecht
  • Halsbandschnäpper
Gelber Frauenschuh (© Gero Brehm) Gero Brehm
Gelber Frauenschuh
Biber (© H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de) H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de
Biber
Kammmolch (© Philipp Gilbert) Philipp Gilbert
Kammmolch
Grauspechte (© Norbert Wimmer) Norbert Wimmer
Grauspechte
Wespenbussard (©H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de) H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de
Wespenbussard
Turteltauben (©H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de) H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de
Turteltauben
Pirol (© H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de) H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de
Pirol
Knabenkraut (© Felix Brundke) Felix Brundke
Knabenkraut
Gelber Frauenschuh (© Gero Brehm)
Biber (© H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de)
Kammmolch (© Philipp Gilbert)
Grauspechte (© Norbert Wimmer)
Wespenbussard (©H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de)
Turteltauben (©H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de)
Pirol (© H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de)
Knabenkraut (© Felix Brundke)

Besonderheiten

Der mittlere Abschnitt der Naturwälder zwischen Garching und Moosburg besitzt eine besondere Bedeutung als Einstand und Lebensraum der dortigen Rotwildpopulation. Es handelt sich hierbei um das einzige Rotwildgebiet zwischen Donau und Alpenraum. Das Vorkommen umfasst rund 300 Hirsche, Hirschkühe und -kälber (Fischer A. & Wotschikowsky, W., 2004).

Naturwaldflächen erleben

Die natürliche, ungestörte Entwicklung der Naturwälder bietet die Möglichkeit, der Natur bei diesem spannenden Weg „über die Schulter zu schauen“. Hierfür stehen Besucherinnen und Besuchern Forststraßen und je nach Gebiet Parkplätze, Rad- und Wanderwege zur Verfügung. Fußgängern und Wanderern gilt hierbei der Vorrang.

Stehendes und liegendes Totholz Klaus Stangl
Totholz

Hinweis: Mehr Natur – mehr Totholz

In Naturwäldern wird die natürliche Entwicklung von Wäldern mit jungen, alten und absterbenden Bäumen geschützt. Ein erhöhter Totholzanteil ist hier durchaus erwünscht. Umfallendes Totholz und herabfallende Äste gehören zu waldtypischen Gefahren und können auf diesen Flächen in verstärktem Maße auftreten. Bitte seien Sie sich dieser waldtypischen Gefahren bewusst und verlassen Sie den Naturwald bei stärkerem Wind umgehend. Der Besuch des Naturwaldes erfolgt auf eigene Gefahr.

In den zahlreichen Anliegergemeinden des Naturwaldes werden öffentliche Parkplätze angeboten, von wo aus man Ausflüge in den Naturwald zu Fuß oder mit dem Rad unternehmen kann. Darüber hinaus bieten folgende Parkplätze einen Zugang:
  • Am Südrand des Naturwaldes gibt es nördlich der B 471 Parkmöglichkeiten, die über die B 471 angefahren werden können.
  • Östlich von Neufahrn, an der Staatsstraße St 2053 liegt nördlich und südlich der Staatsstraße je ein Parkplatz.

Die Landkreise Freising, Erding und Landshut bieten auf ihren Webseiten eine Vielzahl an Tourenvorschlägen mit detaillierten Beschreibungen an. Beispielhaft werden im Folgenden zwei Wanderwege im Naturwald beschrieben.

Südlicher Bereich des Naturwaldes
  • Der „Alte Seebachweg“ verbindet die Parkplätze nahe der B471 bei Ismaning und an der St 2053 bei Mintraching. Auf einer Länge von rund 9 km ist es möglich beinahe den ganzen südlichen Teil des Naturwaldes zu durchwandern. Es besteht Verbindung zu weiteren Wanderwegen Richtung München sowie Richtung Moosburg und Landshut.
Nördlicher Bereich des Naturwaldes
  • In der Nähe von Altdorf, südwestlich von „Klötzlmüller-Viertel“, bietet der „Plantagenweg“ Zugang zum Naturwald. Er endet in der Nähe der Autobahnbrücke und hat Anschluss an den Radweg, der zum Wanderparkplatz südlich der Ortschaft Bruckberg führt.
Radweg im Auwald am Fluss entlang (© Felix Brundke) Felix Brundke
Isarradweg
Isarradweg

Der Isarradweg begleitet die Isar auf ihrem landschaftlich reizvollen Weg von der Quelle bis zu ihrer Mündung in die Donau. Verschiedene Etappen des knapp 300 Kilometer langen Radweges führen zwischen München und Landshut durch den Naturwald. Ein guter Startpunkt ist Parkplatz an der B 471 am südlichen Rand des Naturwaldes. Der Isarradweg führt direkt am Parkplatz vorbei Richtung Norden und folgt dem Lauf der Isar im Naturwald bis nach Moosburg. Ab hier verlässt der Radweg den Naturwald und verläuft südlich der Isar außerhalb des Waldes Richtung Landshut.

www.isarradweg.de externer Link
Radweg bei Bruckberg

Vom Parkplatz südlich der Ortschaft Bruckberg führt ein Radweg Richtung Isar und mündet in der Nähe der Autobahnbrücke in den Plantagenweg. Dieser führt durch einen Großteil des Naturwaldes und endet in der Nähe von Altdorf, südwestlich von „Klötzlmüller-Viertel“.

Ansprechpartner

Wollen Sie mehr über die Naturwaldfläche Isarauen erfahren, stehen Ihnen die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Abensberg-Landshut und Ebersberg-Erding sowie der Forstbetrieb Freising als Ansprechpartner zur Verfügung.