Die beiden Teilflächen des Naturwaldes sind geologisch, nutzungsgeschichtlich sowie im Waldaufbau ähnlich. Das Gelände fällt von ca. 500 m Meereshöhe stufenweise auf etwa 330 Meter relativ steil nach Norden hin ab. Die stufige Geländeform entspricht der typischen Schichtabfolge des Weißen und Braunen Jura. Der Naturwald ist für zahlreiche seltene Arten wichtiger Rückzugsraum und Verbindung zwischen den großen Laubwaldgebieten der Frankenalb und den in nördlicher Richtung angrenzenden Waldgebieten des Frankenwalds und des Coburger Raums. Kernstück ist das bereits seit über 40 Jahren nicht mehr forstlich genutzte 44 Hektar große Naturwaldreservat „Kitschentalrangen“ mit besonders hohen Anteilen Totholz und Biotopbäumen, an denen u.a. hoch spezialisierte Käfer und Pilze leben. Es wird davon ausgegangen, dass die Laubwaldtradition im Naturwald niemals abgerissen ist. Die Stetigkeit dieses Wald-Lebensraums hat es ermöglicht, dass vor allem seltene, wenig mobile Waldarten vorkommen. Bemerkenswerte Funde sind u.a. der Riesen-Rosenkäfer (Protaetia aeruginosa) oder der Schluchtwald-Laufkäfer (Carabus irregularis). Die Bechsteinfledermaus bevorzugt höhlenbaumreiche Laubwälder mit einer ausgeprägten Belaubung im Unter- und Zwischenstand. Sie kommt im Naturwald in überregional herausragenden Dichten vor.
Lage, Größe und Ausformung
Der 540 Hektar große Naturwald liegt südöstlich von Lichtenfels und grenzt westlich an die bekannte Basilika Vierzehnheiligen. Die beiden etwa gleich großen, kompakten Teilflächen, sind nur durch einen ca. 200 m breiten Offenlandgürtel getrennt.
Charakteristische Waldlebensräume
Hainsimsen-Buchenwald
Waldmeister-Buchenwald
Orchideen-Buchenwald
Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald
Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald
Schlucht- und Hangmischwald
Bachbegleitender Erlen-Eschen-Wald
Kalktuffquellen
Charakteristische Arten mit Waldbezug
Bechstein- und Mopsfledermaus und weitere Waldfledermausarten
div. seltene holzbewohnende Insekten und Pilze
Feuersalamander
Schwarz-, Mittel-, Klein-, Grau- und Grünspecht
Hohltaube
Pirol
Trauerschnäpper
Wespenbussard
Raufußkauz, Sperlingskauz, Uhu
Besonderheiten
Naturwaldreservat Kitschentalrangen
Im Südosten des Naturwaldes liegt das bereits seit Jahrzehnten aus der forstlichen Nutzung genommene Naturwaldreservat Kitschentalrangen. Auf einer Fläche von nur 44Hektar sind über die Hälfte der im gesamten bayerischen Flachland vorkommenden Waldgesellschaften kartiert.
Schneckenwald
Der Naturwald ist nach Untersuchungen (Strätz, 2010) besonders individuen- und artenreich an Mollusken (Weichtieren). Darunter finden sich ausgesprochen qualitätsanzeigende Arten für Altholz- und Totholz-Vorkommen sowie stark gefährdete Arten.
Basilika Vierzehnheiligen
Die für den Naturwald namensgebende Basilika ist ein überregional bekannter Wallfahrtsort und Teil des sogenannten „Gottesgartens am Obermain“. Zu dem wegen seiner landschaftlichen Schönheit berühmten Landstrich gehören weiter das Kloster Banz und der Staffelberg. Das Franziskaner-Kloster Vierzehnheiligen wurden im 18. Jahrhundert nach Plänen von Balthasar Neumann gebaut und ist den vierzehn heiligen Nothelfern geweiht.
Viktor von Scheffel-Blick
Rund 1 km östlich von Vierzehnheiligen liegt einer der schönsten Aussichtspunkte auf das Maintal - der „Viktor von Scheffel-Blick“. Dem Dichter der Frankenliedes ist der einzigartig Panoramablick gewidmet. Von hier aus liegt dem Betrachter der „Gottesgarten des Obermaines“ quasi zu Füßen. Folgt man vom Kloster aus kommend dem Frankenweg (siehe Wanderwege) in östliche Richtung, erreicht man nach nicht allzu langer Strecke das Weiße Kreuz. Hier finden sich mehrere Wegetafeln. Knapp 200 Meter weiter führt ein schmaler, ausgeschildeter Waldweg zum Aussichtspunkt am Viktor von Scheffel-Blick.
Naturwälder erleben
Die natürliche, ungestörte Entwicklung der Naturwälder bietet die Möglichkeit, der Natur bei diesem spannenden Weg „über die Schulter zu schauen“. Hierfür stehen Besucherinnen und Besuchern Forststraßen, Parkplätze, Rad- und Wanderwege zur Verfügung. Fußgängern und Wanderern gilt hierbei der Vorrang. Wo erforderlich und mit den Zielen der Naturwaldflächen vereinbar, wird das Wegenetz in den nächsten Jahren angepasst.
Hinweis: Mehr Natur – mehr Totholz
In Naturwäldern wird die natürliche Entwicklung von Wäldern mit jungen, alten und absterbenden Bäumen geschützt. Ein erhöhter Totholzanteil ist hier durchaus erwünscht. Umfallendes Totholz und herabfallende Äste gehören zu waldtypischen Gefahren und können auf diesen Flächen in verstärktem Maße auftreten. Bitte seien Sie sich dieser waldtypischen Gefahren bewusst und verlassen Sie den Naturwald bei stärkerem Wind umgehend. Der Besuch des Naturwaldes erfolgt auf eigene Gefahr.
Wanderparkplatz Vierzehnheiligen
Wanderparkplatz Staffelberg
Wanderparkplatz Lichtenfels
Der mehrfach ausgezeichnete insgesamt 520 km lange Fernwanderweg führt vom Fränkischen Seenland bis in den Frankenwald und durchquert dabei auch den Naturwald Vierzehnheiligen. Von Südwesten her kommend, quert der Weg die Kreisstraße LIF 10 und führt am Waldrand des Naturwaldes entlang. Vom Hauptweg ist ein Abstecher nach Norden zum Viktor von Scheffel-Blick Richtung Nordosten möglich. Wieder auf dem Hauptweg führt er nach einem weiteren Stück im Naturwald ins Offenland, Richtung dem Ort Klosterlangheim.
Der Jubiläumsweg Kloster Langheim wurde 2007 zum 875jährigen Klosterbestehen angelegt und ist ein Rundweg, der beide Teile des Naturwaldes miteinander verbindet. Von Klosterlangheim (Abteistraße) aus führt der 11 km lange Weg zunächst einen Kilometer durch die Feldflur in südliche Richtung. Der Weg mündet in den südlichen Teil des Naturwaldes ein und verläuft dort zunächst bis Oberlangheim. Von dort führt der Weg durch den nördlichen Teil des Naturwalds Richtung der Wallfahrtsbasilika Vierzehnheiligen. Nach einer Schleife zum Aussichtspunkt Hohe Eller und an der Schutzhütte Victor-von-Scheffel-Blick vorbei verläuft das letzte Drittel der Runde wieder durch herrliche Waldbestände und Feldflur zurück zum Kloster Langheim.
Der rund 15 km lange "Lehmenbrunnen-Rundweg" startet auf einem Wanderparkplatz in Lichtenfels (Victor-von-Scheffel-Straße Ecke Theodor-Heuss-Straße). Er ist durch eine schwarze eins auf gelbem Grund markiert. Zunächst führt der Weg Richtung Süden zum Aussichtspunkt Hohe Eller mit immer wieder herrlichen Ausblicken. Vom Hauptweg nach Klosterlangheim zweigt der Weg nach rechts ab und verläuft weiter im Wald bis nach Oberlangheim. Von dort geht es im Tal weiter bis nach Klosterlangheim, dessen Ortsbild immer noch durch die beeindruckenden Gebäude des ehemaligen Zisterzienser Klosters Langheim geprägt wird. Entlang des Leuchsenbachs geht es zunächst nach Mistelfeld und zurück zum Ausgangspunkt der Tour in Lichtenfels.
Der Nothelferweg führt von Klosterlangheim Richtung Nordwesten nach Vierzehnheiligen über die Hochfläche des Jura. Bis zur Säkularisation 1802/03 verband dieser Weg das Kloster Langheim mit der Basilika Vierzehnheiligen. Mit seinen modernen Skulpturen wurden nun neue Akzente auf diesem historischen Verbindungsweg gesetzt und ein attraktives Angebot für Wanderer, Pilger und kulturinteressierte Gäste geschaffen. Der Weg spricht insbesondere kulturinteressierte Reisende, Pilger und religiös/spirituell motivierte Wanderer an. Die Natur und Kulturlandschaft in der Region Obermain wird zudem erlebbar. Mit einer Länge von 4,6 km kann er in einer guten Stunde bewältigt werden. Er ist für Schulklassen und Familien mit kleinen Kindern leicht zu gehen, aber auch für ältere Wanderer. Ausreichend Ruhemöglichkeiten in Form von Sitzsteinen und -bänken, teilweise mit Tisch oder Wetterschutz laden zur Rast und zur Besinnung ein.
Ansprechpartner
Wollen Sie mehr über den Naturwald Vierzehnheiligen erfahren, stehen Ihnen das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach und der Forstbetrieb Rothenkirchen als Ansprechpartner zur Verfügung.