2. Planung des HGK – Konzept und Organisation

Die Planungsphase umfasst die Bereiche hauswirtschaftliche Versorgung und Betreuung, die damit verbundene Personaleinsatzplanung, den Bau sowie die Finanzierung der einzelnen Posten. Die Organisation der Pflege war nicht Gegenstand der Befragung. Während der Planungsphase müssen Sie die Bausteine immer wieder überarbeiten und anpassen. Verändert sich beispielsweise die Art der Verpflegungsleistung, so ändert sich auch der dafür benötigte Personalbedarf. Die Interviews machten deutlich, dass eine gute und intensive Planung wesentlich für eine erfolgreiche Umsetzung ist.

Aktualisiert am: 19.01.2024
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Organisation der hauswirtschaftlichen Versorgung und Betreuung

Seniorin und Pflegerin falten gemeinsam Servietten, Senior liest am Tisch Zeitung. Tim Kiertscher

Zur hauswirtschaftlichen Versorgung gehören drei Bereiche: Speisen- und Getränkeversorgung, Wäsche und Reinigung. In der Theorie leistet das HGK alle drei Bereiche dezentral in der Einrichtung. Das heißt: Jede Wohngemeinschaft kocht, wäscht und putzt selbst. In der Praxis ist diese reine Dezentralität jedoch selten zu finden. Fragen Sie sich also: Wie viel Dezentralität wünschen Sie in Ihrer Einrichtung? Wie möchten Sie Ihre Bewohner versorgen? Möchten Sie alles intern leisten oder Teile davon an externe Partner vergeben?

Drei Modelle des Hausgemeinschaftskonzepts (HGK)

Die befragten Einrichtungen praktizierten folgende drei Modelle, wobei Modell 3 die Definition des HGK mit den Aspekten "Alltagsnormalität", "Teilhabe am Leben" und "sinnstiftende Tätigkeiten" am meisten umsetzt.

Modell 1

Die Hauswirtschaft arbeitet komplett outgesourct. Eine Hauswirtschaftsleitung organisiert und koordiniert die verschiedenen Dienstleister. Betreuungs- oder Präsenzkräfte aktivieren die Bewohner über Einzelaktionen in der Hauswirtschaft, z. B. Kuchen backen oder Wäschestücke legen.

Modell 2

Einige hauswirtschaftliche Bereiche sind ausgelagert z. B. Wäsche oder Reinigung. Präsenzkräfte in den Wohngruppen übernehmen hauswirtschaftliche Aktivitäten, wie beispielsweise die Essenszubereitung. Eine Hauswirtschaftsleitung schult die Präsenzkräfte, die organisatorisch der Hauswirtschaft zugeordnet sind, aber oft keine hauswirtschaftliche Ausbildung haben. Bewohnerinnen und Bewohner haben in diesem Modell die Möglichkeit, aktiv mit zu kochen, wenn sie das wünschen. Ob eine Einbindung der Bewohnerinnen erfolgt, hängt oft von der jeweiligen Mitarbeiterin ab und ihrem Geschick, die Bewohner zu aktivieren.

Modell 3

Alle hauswirtschaftlichen Arbeiten erfolgen mit und in Gegenwart der Bewohner. Das Personal beteiligt sich in einem multiprofessionellen Team an diesen Aktivitäten. Alle Arbeiten werden im Haus erledigt. Dadurch erhöht sich das verfügbare hauswirtschaftliche Personal. Die Bewohner erleben maximale Teilhabe am normalen Alltag. Das Personal aktiviert und leitet die Bewohner bei hauswirtschaftlichen Tätigkeiten an, wie z. B. beim Wäschelegen, Gemüseschneiden oder bei kleinen Aufgaben der Zimmerpflege. In diesem Modell finden sich Beispiele für eine Verbesserung des Gesundheitszustandes der Bewohnerinnen und Bewohner, welche sogar zu Rückstufungen der Pflegegrade führt.

Hauswirtschaftskonzept

Person hakt Checkliste ab.

Ein gut durchdachtes Hauswirtschaftskonzept hilft bei einem reibungslos funktionierenden (hauswirtschaftlichen) Alltag in der Hausgemeinschaft. Zwar kostet die Erarbeitung Zeit und Aufwand, spart diese aber im Nachhinein durch festgelegte Leistungen und Abläufe wieder ein. Und reduziert Probleme mit Mitarbeitern und Angehörigen. Zudem liefert das Hauswirtschaftskonzept wichtige Argumentationsgrundlagen für Unterkunfts- und Verpflegungsentgelt-Verhandlungen. Also: Der Aufwand lohnt sich!

Ein Hauswirtschaftskonzept besteht aus den vier Leistungsbereichen: Verpflegung, Wäsche/Textil, Reinigung sowie Wohnraum- und Objektgestaltung.

Erarbeiten Sie für jeden Bereich ein eigenes detailliertes Leistungsverzeichnis. Halten Sie konkret fest: Wie oft bekommen die Bewohner eine warme Mahlzeit? Wie oft wird die Frotteewäsche gewechselt? Was bzw. welche Bereiche werden gereinigt? Wie oft werden sie gereinigt und von wem? Formulieren Sie zudem für jedes der vier Teilgebiete Standards: Welche Bio-Quote wird angeboten? Welche Waschprogramme werden ausgewählt? In welchem Zyklus werden die Bewohnerzimmer gereinigt? Wie oft wird die Hausdekoration gewechselt?

Sinnvoll und ratsam ist es, eine hohe Standardqualität der Grundleistungen anzubieten. Diese gelten – im Gegensatz zu den Zusatzleistungen nach § 88 SGB XI – für alle Bewohner und finanzieren sich über Entgelte. Zusatzleistungen, wie beispielsweise Geburtstagsfeiern, sind in der Hauswirtschaft möglich. Diese müssen die Bewohner, die sie in Anspruch nahmen, jedoch individuell tragen. Definieren Sie auch diese Zusatzleistungen im Hauswirtschaftskonzept. Wichtige Aspekte der einzelnen Teilbereiche, die sich aus den Interviews ergeben haben, finden Sie hier.

Teilbereiche des Hausgemeinschaftskonzepts:

Personalmanagement im HGK

Eine Gruppe junger Leute bespricht etwas in einem Büro. Anette Kradisch

Der Bereich Personal – vor allem die Personaleinsatzplanung – ist für die Einrichtungen eine Herausforderung. Dennoch sind viele der Befragten stolz auf ihr Team und dessen Zusammenarbeit. Ein erfolgreiches Personalmanagement ist unabdingbar für die Umsetzung des HGK. Im Folgenden fokussieren wir uns auf die Personalgestaltung in der Hauswirtschaft.

Die Richtwerte der Stellen in der Hauswirtschaft sind unabhängig von den Pflegesatzstufen. Die Herausforderung ist, dass es keinen gesetzlich vorgegebenen Stellenschlüssel für die Hauswirtschaft gibt. Die Einrichtungen müssen selbst Lösungen finden, wie sie die hauswirtschaftliche Versorgung gewährleisten. Dadurch ergeben sich unterschiedliche Modelle und Ansätze: Für die Erledigung hauswirtschaftlicher Tätigkeiten und deren Zuständigkeit, bei der Qualifikation und Finanzierung der Hauswirtschaftskräfte sowie beim Einsatz von Präsenzkräften.

Möglichkeiten zur Finanzierung der Hauswirtschaftskräfte:

  • Die Einrichtungen rechnen hauswirtschaftliche Fachkräfte auf den Großküchenschlüssel (1:18) und den Reinigungs-/Wäscheschlüssel (1:10,5) an (sofern nicht extern vergeben). Allerdings sprengt die hauswirtschaftliche Besetzung im HGK diese Schlüssel bei Weitem.
  • Hauswirtschaftskräfte laufen als Präsenzkräfte über den Betreuungsschlüssel.
  • Einrichtungen rechnen Hauswirtschaftskräfte auf den Pflegeschlüssel an.
  • Manche Einrichtungen zählen alle nach den Schlüsseln verfügbaren Stellen zusammen und verteilen diese dann auf die drei Bereiche Hauswirtschaft, Pflege und Betreuung.

Personalmanagement im Hausgemeinschaftskonzept

Finanzplanung im HGK

Taschenrechner auf Finanzunterlagen

Das HKG muss finanzierbar ist. Deswegen ist eine detaillierte Planung unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten wichtig. Pflegesätze, Entgelte für Unterkunft, Verpflegung und Investitionskosten prägen die Finanzierung von Einrichtungen in der Altenpflege.

Pflegesätze nach § 84 SGB XI sind die von den Bewohnern oder deren Kostenträgern zu zahlenden Beiträge für die Pflege- und Betreuungsleistungen und die medizinische Behandlungspflege. Die Entgelte für Unterkunft und Verpflegung muss der Pflegebedürftigen selbst tragen. Die Höhe der Entgelte verhandeln – voneinander getrennt – Leistungsträgern und Träger der Einrichtung. Sie muss nach § 87 SGB XI in einem angemessenen Verhältnis zu den Leistungen stehen.

Um angemessene Entgelte zu verhandeln, ist es wichtig, dass Sie detaillierte Leistungsverzeichnisse erstellen, Einblick in Ihre Kennzahlen haben und diese argumentativ nutzen. Zusätzlich zu den Pflegesätzen und Entgelten können Sie auch Förderungen beantragen (z. B. PflegesoNahFöR oder WoLeRaF).

Bauliche Anforderungen im HGK

Eingangshalle einer modernen Hochschule

Die Frage "Neubau oder Umbau" beeinflusst die Bauplanung wesentlich. Bei einem Neubau können Sie frei planen und bauen. Bei einem Umbau müssen Sie aus den Gegebenheiten das Bestmögliche herausholen. Insbesondere der Platz ist bei einem Umbau stark limitiert und vorgegeben. Bei den befragten Einrichtungen kümmerte sich ein beauftragter Architekt um die Ausschreibung des (Neu-)Baus.

Es gibt Bauträger und Architekten, die auf Hausgemeinschaftskonzepte spezialisiert sind. Problematisch ist jedoch, dass der Architekt nicht den Bedarf bzw. die Anforderungen aus hauswirtschaftlicher Sicht an Bau, Ausstattung etc. sieht. Lassen Sie die Ausschreibung daher von einer hauswirtschaftlichen Fachkraft prüfen. Besichtigungen anderer Einrichtungen mit einem HGK geben weitere Impulse und Hilfen. Holen Sie weitere Partner wie das Bauamt oder die Lebensmittelüberwachung frühzeitig mit ins Boot. Die Ausstattung und das Inventar führen wir im Themenblock "Verpflegung" genauer aus.

Als Hauswirtschaftsleitung können Sie den Prozess der Bauplanung folgendermaßen mitgestalten:
  • Einbringen der Anforderungen/Erfordernisse aus hauswirtschaftlicher Sicht
  • Erstellung von Geräteprofilen:
    • Wie sieht die Handhabung der einzelnen Geräte aus?
    • Für welche Mengen/Portionen/Größen sind die Geräte ausgelegt?
  • Aufstellung des benötigten Wohnkücheninventars als Grundlage für die Ausschreibung. Eine Hilfestellung finden Sie im unten stehenden Dokument.
  • Fortlaufende Grundrissprüfungen
    • Gibt es für alle Geräte ausreichend Platz?
    • Sind Laufwege und Arbeitsprozesse sinnvoll umsetzbar?
    • Sind Arbeitsplätze und genügend Platz für Rollstuhlfahrer vorhanden?
  • Situatives Qualifizieren 
  • Abstimmungsgespräche über Wohnküchenbereich – nach Zeichnungsstand – mit der Aufsichtsbehörde 

Pflege

Die Befragung thematisierte den Bereich "Pflege" nicht. Auch für die Pflege sollte die Pflegedienstleitung ein Konzept erstellen, welches unter anderem ihre Leistungen und Aufgabenverteilungen beschreibt. Informationen zu Anforderungen, Leistungen und Qualifikationen der Pflege in Hausgemeinschaften finden Sie in der unten stehenden Broschüre des Deutschen Pflegerates e. V.

Anforderungen von Hauswirtschaft und Pflege in unterschiedlichen Settings (Deutscher Hauswirtschaftsrat) Downloadlink